Schweigemarsch für toten Bahner in Brüssel

56-Jähriger war durch einen Faustschlag getötet worden.

Brüssel. Aus Wut und Trauer über den gewaltsamen Tod eines Kollegen haben die Mitarbeiter der Brüsseler Verkehrsbetriebe über Ostern die belgische Hauptstadt lahmgelegt. Im Nahverkehr fuhren am Wochenende weder Bus noch Bahn. Die Mitarbeiter gedachten am Montag — wie schon am Samstag — mit einem Schweigemarsch des vierfachen Familienvaters.

Sie legten Blumen nieder und ließen weiße Ballons steigen. Der 56-jährige Iliaz Tahiraj war am Samstag tödlich angegriffen worden, als er den Unfall eines Busses mit einem Auto aufnehmen wollte.

Der betrunkene Fahrer des beteiligten Unfall-Autos rief per Telefon Freunde, wie die Nachrichtenagentur Belga unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft berichtete. Laut Abdelahq Bouazza, ein Kollege des Getöteten der nach eigenen Angaben später zum Tatort gerufen wurde, wollte das Opfer den Busfahrer schützen.

Der mutmaßliche Täter, ein 28 Jahre alter Bekannter des Fahrers, schlug mit der Faust ins Gesicht des 56-Jährigen — der Mann starb noch am Samstagmorgen im Krankenhaus.

Der Verdächtige stellte sich kurz danach der Polizei. „Ich bedaure mein Handeln, und ich hätte nie geglaubt, dass es dazu führen würde“, ließ er über seine Anwälte ausrichten. Er ist in Haft. Gegen ihn wird wegen Körperverletzung mit Todesfolge ermittelt.

„Er war ein außergewöhnlicher Kollege, der das Leben liebte“, sagte Abdelahq Bouazza. Er hinterlasse eine Frau und vier Kinder. Er habe sich auf seinen ersten Enkel gefreut und in Kürze in den Vorruhestand gehen wollen.

Zwei seiner Kinder arbeiteten demnach auch im Brüsseler Nahverkehr. Der 56-Jährige arbeitete als „Supervisor“. Bei Unfällen, technischen Schwierigkeiten oder plötzlicher Krankheit eines Schaffners sind diese Mitarbeiter als erste vor Ort, um das Problem zu lösen, erklärte eine STIB-Sprecherin.

Das Verkehrsunternehmen richtete für den getöteten Mitarbeiter bei Facebook ein Online-Kondolenzbuch ein. Aus Solidarität schwiegen die Mitarbeiter der regionalen Transportunternehmen am Montag zwei Minuten lang.