Schwimmrekord: In 53 Stunden zum Lebenstraum

Vier Mal versuchte Diana Nyad vergeblich, die 170 Kilometer von Kuba nach Florida zu schwimmen. Nun gelang es ihr — mit 64.

Key West. Es sind die letzten Züge ihres Traums. 52 Stunden und 54 Minuten hat sie sich ohne Hilfsmittel durchs Meer gekämpft. Zwei Tage durch brütende Sonne, Salzwasser, Haigebiete und tödliche Quallenschwärme. Als die Frau mit dem salzverkrusteten, verbrannten Gesicht unter der blauen Badekappe den weißen Sand von Key West (Florida) erreicht, hat sie sogar noch die Kraft zu laufen. Unter dem Jubel Hunderter Bewunderer reckt die 64-Jährige die Faust: Der Sieg über die 170 Kilometer lange Schwimmstrecke von Kuba nach Florida ist für Diana Nyad ein Sieg über sich selbst. Doch in ihm steckt auch mindestens eine Botschaft.

„Eine ist, dass wir niemals aufgeben dürfen.“ Nyads eigentlich tiefe Stimme klingt noch schwach. Der ausgetrocknete Mund und ihre+ geschwollene Zunge lassen die Worte nur undeutlich heraus. Die Menschenmenge aus Anwohnern, nachgereisten Fans und Urlaubern ist verstummt, um sich ganz auf das zu konzentrieren, was die aufrechtstehende Frau ihnen zu sagen hat. Dann bejaht sie es mit einem zustimmenden Raunen.

„Zweitens: Du bist niemals zu alt, um deine Träume zu jagen.“ Nyad ließ das Jagen nicht. 28 Jahre alt war sie und auf dem Höhepunkt ihrer Weltkarriere als Langstreckenschwimmerin, als sie zum ersten Mal diese Vision hatte: von Kuba nach Key West zu schwimmen. Ohne Schwimmflossen, ohne Hilfsmittel und ohne den Käfig, der sie vor Hai-Attacken schützt. Viermal scheitert sie. Immer wieder sagte sie, dass es der letzte Versuch ist.

Doch etwas ließ die Lady nicht ruhen. Immer wieder versuchte sie es. Das letzte Mal musste sie 2012 nach der Hälfte der Strecke aufgeben. Geschwächt durch einen Sturm und verletzt von Dutzenden Quallenstichen in Zunge und Mund. Und dennoch versuchte sie es noch einmal. Mit einer eigens entwickelten Quallenmaske und in einem speziellen Schutzanzug zur Abwehr der giftigen Nesseln machte sie sich am Samstag in Havanna auf den Weg. An ihrer Seite eine 35-köpfige Crew, die sie mit Wasser, Nahrung und Medikamenten versorgte. Und deren Taucher unaufhörlich Ausschau nach Haien hielten. Doch nie durfte Nyad das Boot berühren. Niemals ruhen oder verschnaufen.

Durch Tag und Nacht bahnte sich Diana Nyad ihren Weg, durch Strömungen und Unwetter. 35 Jahre nach ihrem ersten Versuch kam sie dann am Ziel einer Strecke an, die auf diese Art noch kein Mensch zurückgelegt hat. „Diana beweist, dass du mit jedem Alter schaffen kannst, was du willst — wenn du es willst“, sagt eine Helferin ihres Beiboots. „Sie ist ein Beispiel für alle von uns“, schwärmt eine 70 Jahre alte Urlauberin. „Ganz gleich welchen Alters.“