„Science“ kürt Aids-Prävention zur Top-Entdeckung

New York/Washington (dpa) - Eine Studie über den doppelten Nutzen von modernen Aidsmedikamenten ist aus Sicht des Fachjournals „Science“ der „Durchbruch des Jahres“.

Die als HPTN 052 bekannte Untersuchung zeigt, dass die antiretroviralen Medikamente (ARV) sowohl therapieren als auch die Virenübertragung weitestgehend verhindern. Das US-Wissenschaftsjournal kürt die größten Fortschritte der Forschung traditionell zum Ausklang eines Jahres.

Die HPTN-052-Studie, die bei heterosexuellen Kontakten einen Schutz vor Neuinfektionen durch ARV-Medikamente in Höhe von 96 Prozent offenbarte, krönt die Liste der Top-Ten von 2011. Sie habe große Auswirkungen auf den künftigen Kampf gegen Aids, begründet die „Science“-Redaktion ihre Wahl.

Es sei zwar schon länger vermutet worden, dass antiretrovirale Mittel ein „doppelseitiges Schwert“ sein könnten. Doch habe bislang der Beweis gefehlt, erläutert „Science“ am Freitag in der letzten Ausgabe des Jahres. Diesen lieferten Myron Cohen von der Universität von North Carolina in Chapel Hill und ein internationales Forscherteam mit der Untersuchung an 1763 heterosexuellen Paaren in neun Ländern, darunter den USA, Brasilien, Indien, Thailand und Südafrika.

Die Studie begann 2007 und wurde Anfang 2011 abgebrochen, als alle Zweifel an dem überwältigenden Vorteil der Mittel beim Kampf gegen Aids ausgeräumt waren. „Wir sollten die Idee der Spannung zwischen Behandlung und Therapie aufgeben, ... denn Behandlung ist Vorbeugung“, sagt der oberste Aidsberater der US-Regierung, Anthony Fauci in „Science“.

Dennoch mahnt „Science“ in einem Kommentar, dass Viren in manchen Menschen auch resistent gegen die Medikamente werden könnten und das Übertragungsrisiko für homosexuelle Männer durch ARV in einer anderen Studie nur um 44 Prozent gesunken sei. ARV spiele eine große Rolle als Teil der kombinierten Prävention gegen HIV. Dazu zählten weiterhin männliche Beschneidung, Kondome, eine geringe Zahl von Sexpartnern und saubere Nadeln für Drogenabhängige.

Als Meilenstein der Astronomie im Jahr 2011 würdigt „Science“ die Rückkehr des japanischen Raumschiffes Hayabusa mit Staub von der Oberfläche eines riesigen S-förmigen Asteroiden. Die Analyse der Staubpartikel ergab seitdem, dass die bekanntesten Meteoritenfunde auf der Erde von diesem Asteroidentyp abstammen. Für Überraschung sorgte auch eine Entdeckung mit dem Kepler-Observatorium der Nasa. Es stieß auf ein weit entferntes Sternensystem, das allen bisherigen Theorien widerspricht.

Der Vergleich des genetischen Bauplans von modernen Menschen und archaischen Vorfahren in Asien und Afrika enthüllte, dass viele von uns noch DNA-Varianten aus den Kindertagen der Menschheit im Erbgut haben. Die Gegenüberstellung des Erbguts legte auch die Annahme nahe, dass diese Urahnen das Immunsystem des Menschen bis zum heutigen Tag beeinflussen.

Unter den weiteren Top-Ten-Arbeiten der Wissenschaft rangieren die ersten Ergebnisse einer Studie mit einem vielversprechenden Impfstoff namens RTS,S gegen Malaria. Chemische Labors hatten 2011 Erfolg bei der Weiterentwicklung poröser Mineralien, die als Katalysatoren und molekulare Siebe unter anderem Wasser und Luft reinigen. Die neuen Zeolithe leisteten mehr, obwohl sie kleiner und preiswerter seien, heißt es in „Science“.

Hoffnung auf ein angenehmeres Alter verhieß eine Studie, die Mäuse von abgestorbenen Zellen befreite. Die kleinen Nager lebten nach dem Eingriff zwar nicht länger, aber doch gesünder. Altersbedingte Probleme wie Grauer Star und Muskelschwund setzten nach dem Eingriff später ein. Dieser Erfolg stimmte manche Forscher im ausklingenden Jahr optimistisch, die „goldenen Jahre“ eines Tages auch bei Menschen verlängern zu können.