Sechs falsche Richtige: Panne beim Mittwochslotto
Mainz/Koblenz (dpa) - Heike Maurer ist schon im Mantel. Die Lottofee macht sich gerade auf den Weg vom Studio in Mainz nach Hause, als ihr Telefon klingelt. „Ich dachte, es wäre ein Aprilscherz, als meine Redakteurin anrief und sagte, ich muss zurückkommen, die Lotto-Ziehung ist ungültig.“
Seit mehr als 20 Jahren ist Maurer schon Lotto-Expertin, aber das hat sie noch nicht erlebt. Sie sei erschüttert gewesen: „Dann habe ich ein Riesen-Herzklopfen bekommen, weil ich mir natürlich sofort ausmalen konnte, wie die Menschen am Bildschirm das empfinden werden.“
2,33 Millionen Fernsehzuschauer verfolgen am Mittwochabend die Ziehung, die sich erst im Nachhinein als spektakuläre Panne erwies. Bei der live übertragenen ersten Ausspielung rollen zwei Kugeln - die mit den Nummern 46 und 47 - nicht in die Trommel, sondern bleiben auf dem sogenannten Schlitten hängen.
Beim Abbau der Ziehungsmaschine wird der Fehler bemerkt, die Lottogesellschaft erklärt die Zahlen für ungültig. Eine zweite Ausspielung folgt um 19.24 Uhr. Der Ziehungsleiter von Lotto Rheinland-Pfalz, Dirk Martin, spricht von einem „technischer Defekt, der so nie vorgekommen ist und so auch nicht abzusehen war.“
Das will einiges heißen, gibt es das Mittwochslotto doch schon seit mehr als 30 Jahren. Nur einmal - im Jahr 2002 - war es schon mal zu einer kleineren Panne gekommen. Damals wurde eine Ausspielung wegen eines Defekts an der Trommel unterbrochen, dann aber mit einem Ersatzgerät fortgesetzt.
Solche Ersatzgeräte stehen nach Angaben von Lotto Rheinland-Pfalz immer bereit. Die Kugeln wiederum würden Woche für Woche von Koblenz, dem Sitz der Lottogesellschaft, nach Mainz gefahren. „Die Woche über sind sie in einem verplombten Koffer in einem Tresor“, sagte Sprecher Clemens Buch.
Ob tatsächlich ein Tipper irgendwo zwischen Flensburg und Garmisch-Partenkirchen bei der ungültigen Ziehung sechs Richtige hatte, ist nicht klar. Einer meldete sich bei Lotto in Bremen per E-Mail und behauptete zumindest genau das. Einen Tippschein legte er einer Sprecherin zufolge aber nicht vor.
Was passiert, wenn nach der Panne vom Mittwoch ein vermeintlicher Gewinner flugs nach der ersten Ziehung den Job gekündigt hat? „Eine Kündigung braucht eine besondere Form, nämlich die Schriftform“, sagt Rechtsanwalt Alexander Rilling aus Stuttgart. Es müsse ein unterschriebener Brief vorliegen. „Wer also nur zum Chef rennt in der Spätschicht, nachdem er die Übertragung gesehen hat, und sagt "Ich kündige!", der hat nicht wirksam gekündigt.“
Auch Lottofee Maurer malt sich aus, wie sich Zuschauer fühlen müssen, die im Glücksrausch sind - dann aber doch nicht gewonnen haben. „Das wird sicher nicht nur Enttäuschung bei ihnen ausgelöst haben, sondern auch Entrüstung.“ Bei ihrer nächsten Sendung, sagt sie, wird sie wohl noch einmal auf die Panne eingehen. Und dann will sie nach so vielen Jahren was ändern und nicht nur in die Kamera schauen, sondern auch mal einen Blick zu den Kugeln werfen.