Senioren im Konsolenfieber
In den Altenheimen begeistern sich viele Bewohner für die neue Technik.
Köln. Das polternde Geräusch fallender Kegel und Jubelschreie - was sich anhört wie auf der Bowlingbahn ist in Wirklichkeit nur ein Saal im Seniorenzentrum Riehl der Sozialbetriebe Köln (SBK). Hier haben die Betreiber aber nicht etwa Holzkegel aufgestellt, sondern nur eine Spielkonsole, an der die Senioren virtuell die Kugel werfen. "Das ist ja gar nicht so schwer", freut sich Edith Baumann, nachdem die 80-Jährige auf der Leinwand mit ihrem Wurf abgeräumt hatte. "Gehört hatte ich davon schon. Meine Enkel haben das."
Mit der Spielkonsole "Wii" sind solche Pixel-Erlebnisse aber nicht mehr den jüngeren Generationen vorbehalten. Im Altersheim begeistern sich Rentner und Pflegebedürftige für das Videospiel - und entwickeln dabei einen Ehrgeiz, den ihre technikerfahrenen Enkel wohl auch nicht übertreffen würden.
Etwa 20 Bewohner des Heims in Riehl haben sich an diesem Tag versammelt, um sich im virtuellen Tennis und Bowling zu beweisen. Und dabei soll es nicht bleiben. "Wir wollen das ausbauen", bestätigt Otto B. Ludorff, Geschäftsführer der SBK. Regelmäßige Aktionen plane das Heim vor allem für diejenigen, "die nicht mehr so einen großen Aktionsradius haben".
Probleme mit der Bedienung des Spieles haben die Senioren kaum. Der Clou: Man muss nur den bewegungsempfindlichen Controller der Spielkonsole in die Hand nehmen und so halten, als wäre er eine Bowling-Kugel oder eben ein Tennisschläger.
Es reicht dann aus, den Arm zu bewegen, schon gehorchen die animierten Figuren auf der Leinwand. So kann sogar im Sitzen gespielt werden. Dennoch zögerten anfangs viele der Bewohner, die neue Technik auszuprobieren.
Horst Schwarz machte schließlich den Anfang. "Ich mache alles mit", erzählt der 68-Jährige, der im Rollstuhl sitzt. Und schon bei den ersten Versuchen zeigte er, dass das Alter und die Behinderung keine Rolle spielen. "Man ist nur so alt, wie man sich fühlt. Das ist gut, das Spiel", lobt der Rentner nach seinen ersten Erfolgen an der Spielkonsole. "Ich bin ein Mann von fast 70Jahren. Der Lack ist schon ab." Aber hier sei er zu 100 Prozent dabei.
Als die Mitbewohner bemerken, wie gut die ersten mit dem virtuellen Sport zurecht kommen, trauen sie sich schließlich auch. Am Ende wollen die Senioren den Controller dann gar nicht mehr aus der Hand geben. "Das ist mal was anderes", freut sich die 73 Jahre alte Anita Bajohr. Auch Charlotte Scheer (79) findet schnell Gefallen an dem Spiel: "Das ist nicht so schwierig. Wenn man das mehrmals gemacht hat, kommt man dann schon drauf."
Der älteste Teilnehmer in Riehl ist Heinz Röhrig. Trotz seiner 84Jahre hat der Rentner keine Berührungsängste. "Das ist weniger anstrengend als echtes Kegeln", meint er. "Und so roste ich nicht ein." Die Begeisterung an dem Spiel ist den Senioren anzusehen.
Deshalb treffen sie sich jetzt regelmäßig zum Training, bald sollen die ersten echten Wettkämpfe stattfinden. Marianne Goergens (76) bringt es auf den Punkt: "Es macht einfach Spaß. Aber man möchte dann natürlich auch gewinnen."