So viel Holland steckt in NRW

Das niederländische Königspaar kann sich bei seinem Besuch heimisch fühlen — es sei denn, es möchte eine Frikandel essen.

Flaggenschmuck in Kranenburg — ein Viertel der Bewohner der NRW-Stadt kommt aus Holland.

Foto: Oliver Berg

Düsseldorf/Münster. Am Dienstag ist der zweite Besuchstag des niederländischen Königs Willem-Alexander und seiner Frau Königin Máxima in Nordrhein-Westfalen. Allzu fremd dürften die adligen Gäste sich hier nicht fühlen, denn in NRW steckt mehr Holland als man denkt:

Foto: Ingo Wagner

Wiege der Niederlande: Im Friedenssaal des Rathauses von Münster erkannte Spanien 1648 die Unabhängigkeit der Niederlande an — bis dahin hatte der König in Madrid die Oberhoheit beansprucht. Die Wiege des niederländischen Nationalstaates steht darum in Münster.

Keulen Alaaf: Mehrere NRW-Städte haben im Niederländischen eigene Namen. Wofür Aken steht, kann man sich noch denken, aber bei Keulen (Köln) kommt der ein oder andere schon ins Grübeln. Als Trost: Der niederländische Name für die Landeshauptstadt ist — Dusseldorp.

Hollands höchster Berg: Winterberg im Sauerland galt schon immer als Hausberg von Holland. Aber erst in den letzten zehn Jahren hat sich der Wintersportort so richtig oranje gefärbt: Jeder dritte Tourist kommt nun aus dem benachbarten Tiefland.

Rübergemacht: Die niedrigeren Grundstückspreise und Lebenshaltungskosten haben in den letzten zehn Jahren viele Niederländer nach NRW gelockt. In Kranenburg am Niederrhein kommt schon jeder vierte Einwohner von drüben — an hohen niederländischen Feiertagen wird in den Vorgärten die rotweißblaue Flagge gehisst.

Das Hänschen: Der Name Chiem van Houweninge ist für Deutsche fast unaussprechlich, und doch richten sich an ihn Monat für Monat Fanbriefe und Autogrammwünsche. Denn van Houweninge (73) ist der Darsteller von Schimanskis holländischem Ex-Kollegen Hänschen. Besonderes Kennzeichen: Er geht ohne Nachnamen durchs Leben, nur ein einziges Mal, als ein deutscher Beamter insistierte, erwähnte er kurz, dass er mit Nachnamen Scherpenzeel heiße.

Alles Vla? Früher fuhr man samstags extra nach Venlo, um sich mit Erdnussbutter, Vla und Hagelslag (Schokostreusel) einzudecken. Heute gibt’s das als Importware auch im NRW-Supermarktregal. Nur die Frikandel Speciaal — die kriegt man hier immer noch nicht, vermutlich, weil man sie einfach nicht nachmachen kann. Von der äußeren Erscheinung her erinnert die Frikandel an eine lange Zigarre oder Schlimmeres. Was man objektiv feststellen kann: Sie schmeckt besser als sie aussieht.