Versprechen ans Volk erneuert So war die erste Ansprache von König Charles III.
Nach dem Tod der Queen hat König Charles III. seine erste Ansprache gehalten. Dabei ist er sehr persönlich geworden - und hat sich versöhnlich mit Blick auf einen seiner Söhne gezeigt.
Der neue britische König Charles III. hat das Versprechen seiner Mutter zum lebenslangen Dienst an seinem Volk erneuert. Das sagte der 73-Jährige am Freitag in seiner ersten Rede an die Nation als neuer Monarch. Seine Mutter habe einst versprochen, „ihr ganzes Leben, möge es kurz oder lang sein“, dem Dienst an ihren Untertanen zu widmen. „Und wie die Queen selbst mit solch unerschütterlicher Hingabe, verpflichte auch ich mich jetzt für die übrige Zeit, die Gott mir gewährt, die konstitutionellen Prinzipien im Herzen unserer Nation hochzuhalten.“
Die Queen starb am Donnerstag im Alter von 96 Jahren auf ihrem schottischen Landsitz Schloss Balmoral. Mit ihrem Tod wurde der 73-jährige Charles zum neuen König. Er würdigte seine Mutter in der TV-Ansprache außerdem mit ungewöhnlich persönlichen und emotionalen Worten.
Charles kündigte an, dass er nun kürzertreten müsse bei einigen seiner bisherigen Aufgaben und ernannte seinen Sohn und Thronfolger William zum neuen Prinzen von Wales. Es sei ein Privileg gewesen, diesen Titel zu tragen, sagte der neue König. Er sei sich sicher, dass William (40) und dessen Frau Kate (40) als Prinz und Prinzessin von Wales weiterhin die britische Gesellschaft inspirieren und nationale Debatten anführen würden. Kate war bislang keine Prinzessin, sondern nur Herzogin. Dass sie nun Prinzessin wird, ist ungewöhnlich - zuletzt war dieser Titel den Frauen vorbehalten, die ins Königshaus hineingeboren wurden. Die letzte, bei der das anders war, war Williams Mutter Diana. Auch sie war eine Prinzessin von Wales.
Bislang hatte Charles selbst den Titel Prinz von Wales getragen. Seine Frau Camilla - nun „Queen Consort“ - trug den Titel Herzogin von Wales. Er sei glücklich, dass Camilla auch als Königin an seiner Seite stehe.
König Charles III. richtet persönliche Worte an Harry und Meghan - und wendet sich sehr persönlich an seine verstorbene Mutter
Auch an seinen jüngeren Sohn Harry (37) und dessen Frau Meghan (40) richtete Charles versöhnliche Worte. „Ich will auch meine Liebe zu Harry und Meghan zum Ausdruck bringen, die sich weiterhin ein Leben in Übersee aufbauen“, sagte der König.
Harry und Meghan hatten sich vor mehr als zwei Jahren vom engeren Kreis des Königshauses losgesagt und leben inzwischen mit ihren Kindern Archie (3) und Lilibet (1) im US-Bundesstaat Kalifornien. Mit seinem Vater Charles und seinem älteren Bruder William hatte sich Harry überworfen.
Schließlich wandte sich der 73-Jährige mit sehr persönlichen Worten direkt an seiner verstorbene Mutter: „Liebste Mama, während du deine letzte große Reise zu meinem lieben verstorbenen Papa beginnst, will ich nur eines sagen: Danke. Danke für deine Liebe und Hingabe für unsere Familie und für all die Nationen, denen du so fleißig gedient hast in all den Jahren. Mögen die Engel über Deine Ruhe wachen.“
Er wisse, dass der Tod seiner Mutter in seinem Land und aller Welt große Trauer auslöse und teile diese, sagte er. „Zuneigung, Bewunderung und Respekt“ seien zum „Markenzeichen“ ihrer Regentschaft geworden. Jedes Mitglied seiner Familie könne bezeugen, dass die Queen dies mit „Wärme, Humor und einer unbestechlichen Fähigkeit, das Beste im Menschen zu sehen“, verbunden habe, so der Monarch.
Charles wird am Samstag offiziell zum neuen König proklamiert. Wie der Buckingham-Palast mitteilte, soll die Zeremonie um 11.00 Uhr (MESZ) im St.-James's-Palast in London beginnen. Die Proklamation soll vom Schlossbalkon und anschließend von weiteren Orten im Vereinigten Königreich verlesen werden. Allerdings ist dieser Akt eher symbolisch: Bereits im Augenblick des Todes der Queen war die Krone automatisch an ihren ältesten Sohn übergegangen.
Mit der erstmaligen Ankunft des aus Schottland angereisten König Charles III. am Buckingham-Palast war die auf halbmast wehende Nationalflagge eingeholt und durch die königliche Standarte ersetzt worden. Diese Fahne repräsentiert das Staatsoberhaupt und wird immer da aufgezogen, wo der Monarch zugegen ist. Es ist die einzige Flagge, die nie auf halbmast gesetzt wird.
Auch viele andere Länder hatten nach dem Tod der Queen Flaggen auf halbmast gesetzt, darunter auch weit entfernte Königreiche wie Thailand und Malaysia und abgelegene Südpazifik-Staaten wie die Cookinseln.
Premierministerin Liz Truss versicherte dem neuen König die Treue der Briten. Auch er verdiene Loyalität, sagte die konservative Politikerin im Parlament in London vor einem vollen Haus überwiegend schwarz gekleideter Abgeordneter.
Über die Queen sagte Truss: „Ihre Majestät war eine der größten Führungspersönlichkeiten, die die Welt je gesehen hat. Ihre weisen Worte haben uns in den schwierigsten Zeiten gestärkt. In den dunkelsten Momenten der Pandemie hat sie uns die Hoffnung gegeben, dass wir uns wieder (mit anderen) treffen können.“ König Charles habe in seinem Leben ebenfalls schon viel für das Land getan, etwa durch seine Bemühungen im Umweltschutz. „Wir schulden ihm Loyalität und Hingabe“, sagte sie. „Die Krone wird fortbestehen, die Nation wird fortbestehen, und in diesem Geiste sage ich: Lang lebe der König.“
Am Freitag läuteten Hunderte britische Kirchen die Glocken, eine Stunde später wurden im ganzen Land zeremonielle Böllerschüsse im Gedenken an die gestorbene Königin abgefeuert. Die Beisetzung findet voraussichtlich am Montag, den 19. September, statt. Dies wurde vom Buckingham-Palast allerdings noch nicht bestätigt. Nach dem Begräbnis soll noch sieben Tage getrauert werden.
Der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, hob am Freitag die enorme Bedeutung der Queen für die Britinnen und Briten hervor. „Es fühlt sich für Menschen in aller Welt, vor allem in Großbritannien, so an, als wäre uns ein Teil unseres Lebens, den wir für selbstverständlich gehalten haben, genommen worden“, sagte der oberste Geistliche der Church of England im BBC-Interview. Für viele Menschen breche nicht nur eine Zeit der Trauer an, sondern auch eine der Unsicherheit, in der sie sich fragten, was von Dauer sei.
Politiker aus aller Welt zollten der Königin Respekt. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) würdigte die Königin als „Vorbild und Inspiration für Millionen, auch hier in Deutschland“, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron fügte einer ersten Reaktion noch die Worte hinzu: „Für euch war sie eure Königin, für uns war sie die Königin.“ Kein anderes Land habe die Queen so oft besucht wie Frankreich. US-Präsident Joe Biden nannte die Queen eine einzigartige Staatsfrau und „mehr als eine Monarchin“.
Die 1926 geborene Queen wurde 1952 Königin. Sie absolvierte Hunderte Auslandsreisen, auch mehrere nach Deutschland. Zuletzt besuchte sie die Bundesrepublik bei einem Staatsbesuch 2015. Aus politischen Angelegenheiten hielt sich die Monarchin stets heraus. Auch zum Austritt ihres Landes aus der EU (Brexit) äußerte sie sich nicht.
Nach dem Tod der Queen hat die dänische Königin Margrethe II. (82) das Programm für die Feierlichkeiten zu ihrem 50. Thronjubiläum an diesem Wochenende deutlich reduziert. Angesichts der traurigen Nachricht werde das Programm auf Wunsch der Königin angepasst, teilte das dänische Königshaus am Freitag mit. Konkret bedeutet das, dass die größten Möglichkeiten für die Bevölkerung, die Monarchin am Wochenende zu Gesicht zu bekommen, nicht stattfinden werden.