Socken und Kalender: Dem (Verlegenheits-)Geschenk auf der Spur

Berlin (dpa) - Jetzt aber schnell. Am Dienstag ist Heiligabend. Was wird unter dem Weihnachtsbaum liegen: Socken, Parfüm, Gutscheine oder der Fotokalender mit Bildern von den Enkeln?

Im Herbst kommt der Rundruf in der Familie: „Ich brauche noch Fotos von euch für den Kalender für Omi.“ Selbstgemachte Fotokalender gehören heute zu den Klassikern unter den Geschenken - so wie Gutscheine, Bücher, Socken und Parfüm. Sind diese Standards eine liebevolle Geste oder eine Verlegenheitslösung? Ansichtssache.

288 Euro wollten die Deutschen laut einer Studie im Schnitt dieses Jahr für Weihnachtsgeschenke ausgeben - vor allem für Bücher, Spielwaren und Bekleidung. Und: Es werden sehr viele Umschläge unter dem Baum landen. Das Gutschein-Volumen könnte bei 1,44 Milliarden Euro liegen. „Es geht immer mehr in Richtung Gutschein“, sagt Wolfgang Adlwarth von der Gesellschaft für Konsumforschung in Nürnberg. Was ihn bei der Studie überrascht hat: „Es werden immer mehr Lebensmittel verschenkt.“ Weihnachtsmuffel sind die Ausnahme. 90 Prozent der Deutschen kaufen Geschenke.

In den letzten Tagen vor Weihnachten „stapeln“ sich die Leute - so sagt es Gundula Hoburg vom Berliner Geschäft „Herrlich“, das sich auf Geschenke mit männlichem Touch spezialisiert hat. „Kleinigkeiten sind angesagt dieses Jahr“, erzählt sie. Beim Thema Verlegenheitslösung fällt ihr spontan Parfüm ein.

Aber eigentlich machen sich die Leute sehr viele Gedanken, was sie kaufen, hat die Händlerin beobachtet. Beliebt sind Taschen aus Autoreifen, Feuerwehrtaschen, Pfeffermühlen, Wolldecken und - vielleicht wegen des Vollbart-Trends - Produkte für die Bartpflege.

Aus der kurioseren Ecke: Die Kundschaft interessiert sich gerade auch für Motoren für Papierflugzeuge oder ein Malen-nach-Zahlen-Set. Dass immer mehr Männer gerne kochen, hat sich in den elf Jahren gezeigt, die es den Kreuzberger Laden gibt. „Die Küchenabteilung ist unheimlich explodiert“, sagt Hoburg. Mit den Geschlechterklischees ist es so eine Sache: So verkauft „Herrlich“ auch Wärmflaschen. „Es gibt sicherlich auch einige Männer, die kalte Füße haben.“

Vielleicht statt Wärmflasche doch lieber ein Kalender mit Urlaubsschnappschüssen und Familienfotos? Geht es nach den Zahlen, ist das ein Massenphänomen. Der Hersteller Pixum beispielsweise rechnet für dieses Jahr mit deutlich zweistelligen Wachstumsraten und 500 000 verkauften Fotokalendern europaweit. Oft sind es Kalender mit Motiven der Enkel für die Großeltern oder das Jahr in den zwölf schönsten Fotos. Es ist ein Geschenk, bei dem man sich Gedanken macht - also weniger etwas für den allerletzten Drücker.

Aus vordigitalen Zeiten stammt der Brauch, Socken zu verschenken. Eine Notlösung? Hersteller Falke sieht das anders. „Socken sind einfach ein Klassiker unter den Weihnachtsgeschenken, wie ein gutes Buch“, sagt PR-Managerin Theresa Frigger. Strümpfe seien heutzutage ein modisches Accessoire.

Und Parfüm? Für den Branchenverband ist das ein passendes Geschenk, das man auch kurz vor dem Fest besorgen kann - aber: „Für mich wäre Parfüm eine echte Herausforderung“, sagt der Geschäftsführer des Bundesverbandes Parfümerien, Elmar Keldenich. In den Läden gibt es 800 bis 900 Düfte für beide Geschlechter. Da das Richtige finden, das dem Beschenkten gut gefällt: „Ich müsste richtig grübeln“, sagt der Fachmann.