Solingen: 15-Jährige mit 3,0 Promille in Klinik eingeliefert

Alkohol-Exzesse: Klinikum meldet einen Negativ-Rekord. Ärzte warnen vor neuer Dimension beim Koma-Saufen.

Solingen (ST). Die Alkoholexzesse von Jugendlichen reißen nicht ab: Am Dienstag wartete das Städtische Klinikum mit einem neuen Negativ-Rekord auf: Ein erst 15-jähriges Mädchen wurde am Rosenmontag in die Notaufnahme gebracht, weil es mit 3,0 Promille Alkohol im Blut kurz vor dem Vergiftungskollaps stand.

Dem Mädchen gehe es durch die intensive medizinische Betreuung inzwischen wieder besser, es könne bald aus dem Krankenhaus entlassen werden, sagte gestern Dr. Volker Soditt, Leiter der Kinder- und Jugendklinik im Städtischen Klinikum. Genaue Zahlen von betrunkenen Kindern und Jugendlichen, die über die Karnevalstage im Klinikum behandelt worden sind, konnte der Mediziner noch nicht nennen.

Auffallend viele betrunkene Jugendliche aus Hilden seien jedoch am Rosenmontag in die Notfallaufnahme gebracht worden, berichtet Dr. Soditt. Er ist Facharzt für Intensivmedizin und Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin.

„Hier haben sich unglaubliche Szenen abgespielt, weil viele der stark unter Alkoholeinfluss stehenden Jugendlichen nicht nur gravierende Ausfallerscheinungen hatten, sondern zum Teil auch äußerst aggressiv waren und sogar randaliert haben“, sagte Dr. Soditt. Dies sei eine extrem hohe Belastung für das Klinik-Personal gewesen.

Darüber hinaus brächten die jungen Alkohol-Patienten eine unangemessene Inanspruchnahme von medizinischen Leistungen. Soditt: „Dadurch sind wir hier im Klinikum an der Grenze der Aufnahmekapazität angelangt. Aber da gibt es ja auch viele andere Kinder und Jugendliche, die wirklich schwer erkrankt sind.“

Die meisten Jugendlichen, die in den letzten Tagen mit zum Teil gravierenden Vergiftungserscheinungen durch übermäßigen Alkoholeinfluss ins Klinikum gebracht worden sind, hätten Promille-werte zwischen 1,0 und 1,8 im Blut gehabt, berichtet Dr. Soditt. Diese Jugendlichen hätten ausnahmslos hochprozentigen Schnaps konsumiert, dessen fatale Wirkung dann nach Minuten schlagartig eintrete. Alkoholmissbrauch könne nicht nur zu massiven Organschädigungen führen, sondern sei auch oft Grund von Unfällen. „Die jungen Menschen können sich nicht mehr kontrollieren und stürzen sehr oft“, so Volker Soditt.

Dr. Thomas Fischbach, Sprecher der niedergelassenen Solinger Kinderärzte, sieht in Anbetracht stetig steigender Fallzahlen von betrunkenen Jugendlichen vor allem Eltern in der Pflicht: „Sie sollten ihr Ohr stets an ihrem Kind haben, offen mit dem Thema Alkohol umgehen und rechtzeitig über die Gefahren aufklären.“

Kinder- und Jugendärzte sowie Experten der Suchtberatungsstellen von Stadt und Wohlfahrtsverbänden stünden als Berater bereit. Dr. Fischbach: „Wichtig ist aber in erster Linie die Vorbildfunktion der Eltern.“