„Spatzi“ und „Mörtel“ vereint: Trauung im Schloss

Wien (dpa) - Er bellt ein kräftiges „Ja“ in den Raum, sie zwitschert ein gerührt-fröhliches „Ja, gerne“. Im Weißgoldzimmer von Schloss Schönbrunn in Wien beklatschen 150 Hochzeitsgäste das auf den ersten Blick so ungleiche Paar.

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Der österreichische Baulöwe Richard „Mörtel“ Lugner ist 81, das Ex-Playmate Cathy „Spatzi“ Schmitz aus Wittlich in Rheinland-Pfalz gerade einmal 24. Platonische Liebe ist ihre Sache nicht. „Meine Leidenschaft brennt heißer noch wie Gulaschsaft“, zitiert Lugner vor der Standesbeamtin ein Versprechen aus der Operette „Gräfin Mariza“.

Die Hochzeit an diesem trüb-nassen Samstag in der ehemaligen Kaiserstadt ist ein Medienereignis ersten Ranges - und damit ganz nach dem Geschmack des Paares. Die Zahl der Journalisten scheint die Zahl der Gäste zu übertreffen. Es ist - gemessen an der Menge der Reporter - Österreichs Hochzeit des Jahres.

Lugner hat für einen dekorativen Rahmen gesorgt. Er kommt in einem Oldtimer der Oberklasse an - begleitet von Marschmusik der Original Hoch- und Deutschmeister. Seine Verlobte lässt er dort, wo einst Kaiserin Maria Theresia die Habsburgermonarchie lenkte, in einer weißen Kutsche vorfahren - gezogen von sechs Schimmeln. „Ein Mädchentraum wird wahr“, hatte „Spatzi“ kurz vor der Abfahrt geschwärmt. Eine Hochzeit, wie die einer Prinzessin.

Das Leben an der Seite eines Mannes, der unter den 100 reichsten Österreichern mit einem geschätzten Vermögen von 140 Millionen Euro als Nummer 97 gilt, kennt aber nicht nur aristokratische Momente. Zwei Stunden vor dem Ja-Wort stellt sich Cathy in Lugners Einkaufszentrum beim Promotion-Termin Hunderten von Schaulustigen. „Schaut die Braut“ heißt das etwas voyeuristische Motto. Die genießt trotz leichter Erkältung den Auftritt, erzählt brav von ihrer Liebe zu Richard. Am Tag nach der Hochzeit beginne die eine Flitterwoche („Mein Mann muss arbeiten“) auf einer griechischen Insel namens Thessaloniki.

Die gelernte Krankenschwester und Mutter einer sechsjährigen Tochter trägt ein Kleid des türkischen Modedesigners Atil Kutoglu: Ein strass-besetztes weißes Bustier mit lila Tüllrock. Stilsicher kommt Lugner im Frack mit Zylinder. Das ist eine wesentlich elegantere Aufmachung als beim Polterabend. Dort hatten er und alle Gäste zeitweise Zipfelmützen auf.

Für Lugner ist es die fünfte Ehe. „Es ist sicherlich meine letzte Hochzeit“, bekennt er. Die Trauung beendet eine langjährige Phase als Alleinunterhalter mit diversem Anhang. Seine medienwirksamen Auftritte beim Wiener Opernball an der Seite eines Stargasts wird es weiter geben. Diese Kontakte hat „Spatzi“ ausdrücklich gebilligt. Vor einigen Wochen ist sie mit ihrer Tochter in die Lugner-Villa im Nobel-Stadtteil Grinzing gezogen.

Die Liebe hat sich - nach dem ersten Funken im Februar - schnell entwickelt. Auch wenn nicht jeder Satz von ihm tiefe Romantik atmet: „Hoffentlich ist es dieses Mal die Richtige“, schwankte er im Vorfeld zwischen Bangen und Hoffen. Der Kitt der Liebe könnte das gemeinsame Interesse am Rampenlicht sein. „Mörtel“ und „Spatzi“ haben ihre Beziehung sowie die Hochzeit TV-gerecht vermarktet. Daher rührt auch die Skepsis eines Passanten beim Blick auf den Trubel: „Alles nur Theater.“