Sommerzeit ist nicht automatisch Eiszeit Speiseeis-Expertin Carnio: Trend geht zu immer mehr Fruchtsorten

Berlin · Sommerzeit – Eiszeit. Hersteller und Verkäufer von Speiseeis haben jetzt Hochsaison. Allerdings darf es nicht zu warm sein, wie Annalisa Carnio, Sprecherin von Uniteis, im Gespräch mit unserem Korrespondenten Stefan Vetter erklärte.

Foto: dpa-tmn/Christin Klose

Uniteis e.V. ist die Vereinigung der handwerklich arbeitenden italienischen Speiseeishersteller in Deutschland.

Frage: Frau Carnio, das Eisgeschäft muss doch in diesen Hitzetagen alle Rekorde brechen, oder?

Antwort: Nicht unbedingt. Sommerzeit ist definitiv dann Eiszeit, wenn es nicht mehr als 30 Grad warm ist. Denn ab 30 Grad, das sagen unsere Erfahrungen, verlangt der Mensch mehr nach Wasser als nach Eiskugeln. Optimal für den Eisgenuss ist, wenn die Sonne scheint und die Temperatur zwischen 26 und 27 Grad liegt. Auch muss man daran erinnern, dass der Frühling in diesem Jahr sehr spät begann. Der kurbelt immer das Geschäft an, weil der Winter milderen Temperaturen gewichen ist und die Lust auf Eis dadurch steigt. Insofern haben wir jetzt auch etwas nachzuholen.

F: Wer sind die größeren Eisliebhaber – Kinder oder Erwachsene?

A: Das gibt es keine Prioritäten. Schon ganz kleine Kinder lieben Eis, weil sie das Wort auch sofort aussprechen können. Zugleich gibt es spezielle Eissorten, zum Beispiel mit Alkohol, bei denen Erwachsene regelmäßig schwach werden. Kurzum, Eis ist keine Frage des Alters, wohl aber des Geschmacks.

F: Was ist der Geschmackstrend in diesem Sommer?

A: Der Trend bei handwerklich hergestelltem Eis geht zu immer mehr Fruchteis-Sorten. Denn die Sommer werden immer länger und wärmer. Ein Renner ist auch Joghurt. Denn in Deutschland gibt es exzellente Milchprodukte. Und Joghurt-Eis schmeckt frisch und leicht.

F: Schoko und Vanille sind out?

A: Nein, diese Klassiker sind immer wieder beliebt. Aber stellen Sie sich vor, ein Eis mit einer Kugel Schoko und einer Kugel Zitrone. Köstlich! Fruchteissorten kommen jedenfalls immer besser an. Früher gab es Erdbeere, Zitrone oder Mango. Mittlerweile gibt es auch Aprikosen-Eis, Melone-, Kiwi-, Ananas- oder Waldfrüchte-Eis. Auch kombiniert mit Gewürzen und Kräutern.

F: Wie viele Eisdielen gibt es in Deutschland?

A: Ungefähr 9000. Aber davon nur ein Drittel mit eigener Herstellung. Und davon wiederum sind rund 90 Prozent in italienischer Hand.

F: Und was ist mit den Preisen?

A: Deutschland hat in Europa das beste Preis-Leistungs-Verhältnis für ein Kugeleis. Und das bei einer exzellenten Qualität. Anderswo ist es deutlich teurer. In Italien zahlt man inzwischen 2 bis 2.50 Euro für eine Kugel; in Spanien noch mehr und in Frankreich sogar 3 bis 3.50 Euro.

F: Wie kam es eigentlich zu einem speziellen Verband für italienische Eishersteller in Deutschland?

A: Das rührt aus der Geschichte her. Schon vor 150 Jahren begann eine große Einwanderung von italienischen Eismachern nach Deutschland. Die ganz große Eiszeit war in den 1920er und 30er Jahren. Da wurde auch der Name Speiseeis erfunden. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es zu einer weiteren Einwanderungswelle. Derzeit haben wir aber eine Stagnation. Viele Kinder dieser Einwanderer erlernen heute andere Berufe als den eines Speiseeisherstellers.