Spinnen ohne Augen und fliegende Frösche am Mekong
Berlin (dpa) - Einen Schönheitswettbewerb wird die in Vietnam entdeckte Blattnasenfledermaus mit ihrer Blumenkohl-Nase wohl nicht gewinnen. Doch das Organ hilft ihr beim Navigieren durch Echolot.
Die Fledermaus (Hipposideros griffini) gehört ebenso wie eine augenlose Riesenkrabbenspinne und ein fliegender Frosch zu den neu entdeckten Tierarten der südostasiatischen Mekong-Region, die der diesjährige WWF-Mekong-Bericht präsentiert. Insgesamt listet der am Donnerstag veröffentlichte Überblick „Mysterious Mekong“ mehr als 360 neue Tier- und Pflanzenarten auf, die von Mitte 2012 bis Mitte 2013 erstmals beschrieben wurden.
Auch ein fast durchsichtiger „Penis-Kopf-Fisch“ (Phallostethus cuulong) gehört dazu: Er trägt seine Sexualorgane gleich hinter dem Mund und paart sich Kopf an Kopf. „Die Mekong-Region ist eine der letzten weitgehend unerforschten Ecken der Erde, ein Hotspot der biologischen Vielfalt“, sagt WWF-Expertin Kathrin Hebel. Seit 2008 veröffentlicht die Naturschutzorganisation jährlich den Bericht, in dem eigene und fremde Forscherfunde zusammengefasst werden.
Die Riesenkrabbenspinne ohne Augen (Sinopoda scurion) beispielsweise entdeckte Peter Jäger vom Frankfurter Senckenberg-Institut in einer Höhle in Laos: Die Rückbildung der Sehorgane geschah, weil die Spinnen komplett im Dunkeln leben. „Helenas fliegender Frosch“ (Rhacophorus helenae) hingegen liebt in Vietnam das Licht - und kann dank seiner ausgeprägten Häute zwischen den Fingern, den Zehen und an den Armen bis zu 15 Meter weit von Baumkrone zu Baumkrone segeln. Auf einem Buschfleischmarkt in Laos wurde das Riesen-Flughörnchen (Biswamoyopterus laoensis) mit seinem markanten rot-weißem Fell entdeckt.
Für den Erhalt der Artenvielfalt in der Mekong-Region die Laos, Kambodscha, Myanmar, Thailand und Vietnam umfasst, gibt allein der WWF Deutschland 3,5 Millionen Euro im Jahr aus. Seit 1997 wurden hier über 2000 neue Arten wissenschaftlich beschrieben. Doch die Artenvielfalt der Region ist bedroht. Laut WWF wurden in Südostasien seit 1990 jährlich 2,7 Millionen Hektar Dschungel gerodet und in Plantagen mit Monokulturen verwandelt. Das entspricht knapp der Fläche Brandenburgs.