Spionage-Museum: Der Spion, der aus der Höhe kam

Sender in Schuhen, Kameras an Tauben: Ein Museum in Washington zeigt Skurilles und Wundersames aus der Welt der Spionage.

Foto: Spymuseum

Washington. Lange bevor die Welt wusste, was sich hinter den Buchstaben NSA verbirgt, gab es bereits Spione. Seit jeher geht ihr verschlossenes Gewerbe mit der Legendenbildung einher. Ein Museum in der US-Hauptstadt Washington lüftet den Schleier zumindest ein wenig und lässt auf Technik und riskante Agenteneinsätze blicken. Ab dem ersten Schritt vermischen sich Realität und Filmstoff.

Das „International Spy Museum“ liegt passenderweise nur einen Steinwurf von den Gebäuden des FBI entfernt. Nach stolzen 20 Dollar (rund 15 Euro) Eintritt erwartet den Besucher ein Ausflug in das „Goldene Zeitalter“ der Geheimdienste, als Trenchcoat und Schlapphut als Berufskleidung durchgingen und das Gewerbe ein Hauch von Dandytum, Abenteuer und Agentenromantik umgab.

Als einen seiner Schätze präsentiert das Museum eine Karte von 1777, in der der spätere Präsident der Vereinigten Staaten, George Washington, den Ausbau eines Spionagenetzes in New York bewilligt haben soll. Und eine originale „Enigma“-Chiffriermaschine des deutschen Militärs ist auch zu sehen.

Besonders während des Kalten Krieges scheint die Kreativität der Spionagetechniker besondere Blüten getrieben zu haben, wie die Museumsmacher zeigen: Abhörgeräte in falschen Baumstämmen, versteckte Fotokameras in Tabakpäckchen oder eine winzige, in einem Lippenstift verborgene Waffe — die Pistole „Kuss des Todes“. Ein „Schuhtelefon“ aus den 60ern ist ausgestellt: ein Sender samt Mikrofon und Batterien, der in die Schuhsohle eines Diplomaten eingebaut wurde, um seine Gespräche und Treffen abzuhören.

Die Sammlung wundersamer Spionage-Artefakte ist nach Angaben des Museums die „größte, die jemals öffentlich gezeigt wurde“. Dabei ist es nie weit zum Film. Eine aktuelle Sonderausstellung dreht sich um die Bösewichte aus 50 Jahren James Bond. Oft ist es aber die Realität, die die Fiktion in ihrer Unglaublichkeit übertrifft.

Sechs Jahre Recherche gingen der Eröffnung des Museums im Jahr 2002 voran. Als Berater hätten der Einrichtung diejenigen zur Seite gestanden, die am meisten vom Thema verstehen: ehemaliges Führungspersonal von Geheimdiensten.

Der Besucher selbst kann auch seine Eignung als Agent testen. So wird er interaktiv herausgefordert, innerhalb von Sekunden eine Bombe zu deaktivieren. Und wer sich fragt, ob er wie ein Action-Held an einem Kran oder Hochhaus hängen könnte, ohne abzustürzen, kann in der „Dein Bond-Moment“-Maschine seine Fitness testen.