„Sprachlos, sinnlos, machtlos“
Oranje trägt Schwarz: Nach der Tragödie am Königinnentag sind die Niederländer entsetzt und ratlos.
Apeldoorn. Das Entsetzen einer ganzen Nation hat eine Frau aus Apeldoorn in vier Worte gefasst: "Unglaublich, sprachlos, sinnlos, machtlos", steht auf einem handgemalten Plakat am Monument De Naald, auf das der Königinnen-Attentäter am Donnerstag mit seinem Kleinwagen prallte.
Der 38-jährige Karst T. hatte bei der Parade zum Königinnentag in seinem Wagen die Absperrungen durchbrochen und war durch die Menschenmenge auf den Festbus der Monarchin und ihrer Familie zugerast.
Sein Auto schleuderte 17 Menschen zu Boden, riss mehrere meterweit mit. Dabei tötete er sechs Menschenund verletzte elf teils schwer. Eine Frau schwebte am Freitag noch in Lebensgefahr. Der Attentäter starb nach einer Notoperation am frühen Freitagmorgen.
Nach der Tat wich das leuchtende Orange, die Farbe der Oranier-Monarchie, in Apeldoorn und anderen Städten der Farbe des Attentatsautos vom Typ Suzuki Swift: Schwarz.
Immer wieder wurde der Polizei gefragt: "Was wäre, wenn der Attentäter sein Auto mit Sprengstoff geladen hätte?" Die Antwort konnte sich jeder ausmalen. Bis auf wenige Meter näherte sich der schwarze Kleinwagen am Donnerstag gegen 12 Uhr dem offenen und vergleichsweise flachen Festbus, in dem Königin Beatrix ihren gut gelaunten Untertanen zuwinkte. Mehr als 200.000 Menschen jubelten am Straßenrand.
Im Bus stand direkt hinter Königin Beatrix (71) das künftige Königspaar der Niederlande: Thronfolger Prinz Willem-Alexander (42) und seine argentinische Frau Prinzessin Máxima (37). Schwestern, Brüder, Tanten, Nichten - fast die ganze königliche Familie. Eine Explosion gab es nicht. Doch es wäre möglich gewesen, in unmittelbarer Nähe der königlichen Familie eine verheerende Autobombe zu zünden.
Augenscheinlich hatte der Anschlag, den Karst T. nach eigenem Bekunden auf die königliche Familie vorhatte, keine terroristischen Motive. Doch was trieb den Mann dazu? Die Staatsanwaltschaft sagte, dass in der Wohnung des Attentäters in der Kleinstadt Huissen südlich von Arnheim keine Hinweise auf die Tat oder gar das Motiv gefunden wurden.
Der unverheiratete Mann habe zurückgezogen gelebt, hieß es. Er habe vor rund drei Wochen seinen Job in einem Versandhandel verloren. Dass dies mit dem versuchten Anschlag auf die Königin zusammenhänge, sei jedoch "reine Spekulation".
Mit der Klärung der Hintergründe des Anschlags ist eine Sonderkommission aus 250 Kriminalisten, Psychologen und Gerichtsmedizinern beschäftigt. Sie wertet auch die mehr als 750 Hinweise von Bürgern aus.
Ein für Freitagabend geplanter Gedenkgottesdienst für die Opfer ist abgesagt worden. Nur einen Tag nach der Bluttat sei es für die Angehörigen der Opfer noch zu früh, erklärte ein Sprecher der Gemeinde Apeldoorn. Für den Abend sei aber eine "Zusammenkunft zur Besinnung" geplant.