Vorwurf sexueller Übergriffe Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Weinstein

New York/London (dpa) - Eine ehemalige Assistentin von Filmproduzent Harvey Weinstein wurde nach eigenen Worten mit Geld zum Schweigen über sexuelle Belästigung gebracht. Der „Financial Times“ sagte Zelda Perkins, dass Weinstein Ende der 90er Jahre mehrmals nackt vor ihr herumgelaufen sei und auch um Massagen gebeten habe.

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„Er verhielt sich so bei jeder Gelegenheit, wenn wir beide allein waren. Ich musste ihn häufiger morgens im Hotel wecken und er versuchte, mich in sein Bett zu ziehen“, sagte Perkins. Sie habe gekündigt, als ihr eine Kollegin von einem sexuellen Übergriff Weinsteins berichtete.

Nach Schilderung von Perkins erhielten die beiden Frauen ein Schweigegeld von 250 000 britischen Pfund (rund 281 000 Euro), als sie ihn anzeigen wollten. Außerdem sollen sie sich verpflichtet haben, die Vorfälle vertraulich zu behandeln. Perkins wolle ihren Vertrag nach 19 Jahren öffentlichkeitswirksam brechen, um eine Diskussion über Geld und Macht anzuregen, sagte sie der Zeitung.

Die Ermittlungen gegen Weinstein weiteten sich unterdessen aus. Nach der Polizei in New York und Los Angeles ermittelt nun auch die New Yorker Staatsanwaltschaft wegen mutmaßlicher sexueller Übergriffe. Der Filmmogul soll neben Perkins noch mindestens acht weitere Frauen mit Schweigegeld davon abgehalten haben, an die Öffentlichkeit zu gehen. Weinstein bestreitet, Frauen zum Sex gezwungen zu haben.

Die Oscar-Preisträger Matt Damon (47) und George Clooney (56), zeigten sich in einem gemeinsamen Interview des Fernsehsenders ABC bestürzt über das Ausmaß des Weinstein-Skandals. „Ich wusste, dass er ein Arschloch war“, sagte Damon. Er habe ihn auch als notorischen „Schürzenjäger“ wahrgenommen. Doch das große Ausmaß von „kriminellen sexuellen Nachstellungen“ sei ihm „absolut nicht“ bekannt gewesen.

Clooney sagte, dass Weinstein ihm gegenüber oft mit Affären angegeben habe. Er habe ihm das aber nie recht geglaubt. Weinstein müsse seine „wohlverdiente Strafe“ erhalten, erklärte der Regisseur und Schauspieler. Es sei wichtig, dass alle Vorwürfe ans Licht kommen und dass ein derartiges Verhalten von Männern nicht mehr geduldet werde. Clooney und Damon arbeiteten vor allem in den 1990er Jahren eng mit Weinsteins damaliger Firma Miramax zusammen.

Auch der für die Dokumentation „Tyson“ und die romantische Komödie „Ein Mann für zwei“ bekannte US-Regisseur James Toback sieht sich Vorwürfen wegen sexueller Übergriffe ausgesetzt. 38 Frauen werfen dem 72-Jährigen laut einem Bericht der „Los Angeles Times“ vor, sie im Laufe der vergangenen Jahrzehnte sexuell belästigt zu haben.

Im Internet gaben sich unter dem Stichwort #IHave, also „Ich habe (es getan)“, Männer als Täter zu erkennen. US-Architekt Thomas Wall hatte vergangene Woche getwittert: „#MeToo ist das Symptom, #IHave ist das Heilmittel.“ Wall forderte Männer auf, ihr Fehlverhalten gegenüber Frauen öffentlich einzugestehen. Zuvor hatten Frauen unter dem Hashtag #MeToo von sexuellen Übergriffen berichtet.

Der Bundesverband Schauspiel wendet sich nun auch an Opfer sexueller Belästigung und listet im Internet Anlaufstellen auf. Zudem könnten Opfer Fälle anonym schildern und persönlich besprechen, teilte ein Sprecher mit. Der Bundesverband Casting (BVC) teilte mit, dass sexuelle Übergriffe trauriger Bestandteil des täglichen Lebens seien. Auch der BVC will dieses Thema nun offensiver ansprechen.

Shermin Langhoff, Intendantin des Berliner Maxim Gorki Theaters, forderte ein entschiedenes Vorgehen gegen sexuelle Belästigung. „Notwendig ist eine politische und juristische Praxis, die hinsieht und nicht wegsieht“, schrieb die 1969 in der Türkei geborene Theatermacherin am Dienstag im Berliner „Tagesspiegel“.