Stadthafen Münster: „Betonschuhe“ sind Kunst
Mit so viel Aufmerksamkeit hatte der Künstler Sascha Unger für seine Protestaktion nicht gerechnet. Sogar die Polizei war alarmiert, als Taucher am Sonntag die in Beton gegossenen Stiefel aus dem Hafenbecken holten.
Münster. (dpa) - Im Münsteraner Hafenbecken waren am Sonntag rätselhafte Schuh-Objekte in Beton gefunden worden - dahinter steckte nicht die Mafia, sondern es waren die Reste einer Kunstaktion, wie nun bekannt wurde.
Der Künstler Sascha Unger hatte die Werke für die Ausstellung „Zündstoff“ Anfang Mai im Hafen geschaffen und danach auf dem Kai stehen lassen. „Kurz darauf waren sie weg“, sagte Unger am Montag der Nachrichtenagentur dpa. „Ich dachte, dass Ordnungsamt hat die wohl beseitigt.“ Zuerst hatten die „Westfälischen Nachrichten“ darüber berichtet. DLRG-Schwimmer hatte die verdächtigen Objekte am Sonntag entdeckt. Die Polizei rätselte zunächst, ob es sich um einen makabren Scherz oder eine Straftat handelte. In den Stiefeln steckten - zumindest auf den ersten Blick - menschliche Unterschenkel.
Bald stellte sich allerdings heraus, dass es Holznachbildungen waren. „Die sehen jetzt besser aus als vorher“, sagte Unger. „Jedes Teil wiegt so 60 Kilo“, sagte Unger. „Da muss schon jemand ziemlich stark und motiviert sein, um die ins Wasser zu werfen.“ Als die Schuh-Werke aber nicht mehr am Kai gestanden hätten, habe er sich weiter keine Gedanken gemacht. „Und ich bin schon ziemlich erschrocken, als die Kripo heute anrief und fragte, ob ich nicht etwas vermisse.“
Hintergrund der Kunstaktion von Unger ist die Umgestaltung des Hafens zu einem Freizeitareal. Der erste Abschnitt sei zwar ganz nett geworden mit den Kneipen und Restaurants. Aber nun sollten weitere Freiräume verschwinden. Gruppen, die sich die Vergnügungen und Mieten nicht mehr leisten könnten, würden vertrieben, kritisierte Unger. Da komme schon mal der Gedanke an Mafia-Methoden wie eben das Eingießen des Gegners in Beton auf. Jetzt muss Unger die Betonklötze bei der Feuerwehr abholen.