Statistisches Jahrbuch: Deutschland in Zahlen

Menschen in NRW haben die grünsten Daumen, Hamburger den wenigsten Platz – sagt zumindest das Statistische Jahrbuch 2010.

Wiesbaden. Auf 745 Seiten versammelt das jetzt veröffentlichte Statistische Jahrbuch 2010 vor allem eins: Zahlen. Zu allen denkbaren Kategorien hat sie das Statistische Bundesamt zusammengetragen, fein säuberlich abgedruckt und dabei nicht vor Kuriosem halt gemacht.

Gerade mal 19 Stunden mussten Berti, Det, Edi und die übrigen Mainzelmännchen im vergangenen Jahr schuften, verrät der dicke Band. Nahezu mysteriös ist die Rangliste zum Städtetourismus, wo an gleich elf der 82 Plätze drei X stehen - mit dem Hinweis, Angaben für diese Städte "unterliegen der statistischen Geheimhaltung".

Die Experten widmen sich in dieser Ausgabe intensiv den Lastern der Deutschen und listen zum ersten Mal harte Fakten zu Übergewicht und Rauchgewohnheiten auf: Mit im Schnitt 84,7 Kilogramm bei den Männern und 70,4 Kilogramm bei den Frauen lebten 2009 die schwersten - aber nicht zugleich größten - Deutschen in Mecklenburg-Vorpommern. Und 1,7Millionen Menschen rauchten mehr als 20Kippen pro Tag.

Immer wieder machen die Angaben Unterschiede zwischen den Bundesländern deutlich. So lebten die Hamburger zuletzt am engsten: auf 36,2 Quadratmetern pro Einwohner - Saarländer hatten zwölf mehr. Den grünen Daumen, gemessen an der Ausbeute beim Zierpflanzenanbau, haben die Nordrhein-Westfalen - außer bei Chrysanthemen. Da liegen die Niedersachsen vorn.

Interessant sind Vergleiche innerhalb einer Tabelle, wie bei den Erstauflagen: Bücher zu Naturwissenschaften gab es halb so viele wie zu Religion. Schützenvereine hatten mit anderthalb Millionen ähnlich viele Mitglieder wie die Leichtathletik-Verbände.

Neun heiratenden männlichen Jugendlichen stehen 183gleichaltrige Mädchen gegenüber. Hochzeit im Alter von 60Jahren und älter feierten im vorigen Jahr 15248Männer und 7352 Frauen.

Selbst die in Zahlenform gepresste Politik hält pikante Details parat. Am meisten Probleme scheint das Kreuzchenmachen in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern zu bereiten: Mit 4,6 Prozent war der Anteil der ungültigen Stimmen so hoch wie bei keiner anderen Wahl 2009 in Deutschland.

Bei der Politik wechselt auch die sonst neutrale Wortwahl der Statistiker, die für das vergangene Jahr 64000 "verlorene Tage durch Streik" aufzeigt.