Streaming für alle - Medienserver leicht realisieren
Berlin (dpa/tmn) - Quell der Unterhaltung ist in vielen Haushalten längst der PC. Auf seiner Festplatte schlummern Musik und Videos, die man gerne auf Fernseher, Tablet oder Smartphone hätte. Die Lösung dafür heißt Streaming.
Immer neue Geräte: Mediaplayer, Netzwerkfestplatten, Streaming-Adapter. Braucht man das alles? Die Antwort lautet ja und nein. Um Multimedia-Inhalte im Heimnetzwerk bereitzustellen und abzurufen, sind solche Geräte bestens geeignet - man muss sie aber kaufen. Wer die schöne neue Streamingwelt erst einmal ausprobieren möchte, hat mit bereits vorhandenen Geräten und kostenloser Software schnell Erfolgserlebnisse.
Als Server, der Filme oder Musik bereitstellt, kommt zum Beispiel jeder Desktop- oder Notebook-Rechner mit Server-Software infrage, und als Client, also Empfänger der Inhalte, jeder Rechner mit Client-Software. Clients können aber auch Geräte sein, die die Standards UPnP-AV oder DLNA unterstützen - zum Beispiel netzwerkfähige Receiver, DVD- oder Blu-ray-Player, Fernseher, Internetradios, Smartphones oder Tablets. Sind Fernseher oder Anlage nicht netzwerkfähig oder unterstützen kein DLNA, können Notebooks oder Spielkonsolen einspringen. Sie rufen die Inhalte ab und geben sie per HDMI- oder Klinkenkabel weiter.
Wer streamt, sollte auf zwei wichtige Routereinstellungen achten: UPnP sollte aktiviert sein, und die WLAN-Geräte müssen direkt miteinander kommunizieren dürfen. Auf dem als Server gedachten Rechner sollte der Windows Media Player 11 installiert sein, der sich selbst auch zum Streamen eignet, aber nicht so viele Formate unterstützt. Außerdem sollten die Dienste „HTTP-SSL“, „SSDP-Suchdienst“, „Universeller Plug & Play-Gerätehost“ sowie „Windows Media Player-Netzwerkfreigabedienst“ laufen. In der Diensteverwaltung von Windows ist es ratsam, den „Starttyp“ dieser Dienste vorsorglich auf „Automatisch“ zu stellen. Und: Meldet sich die Windows-Firewall nach der Installation von Server-Software, gilt es, „Nicht mehr blocken“ auszuwählen.
Eine universelle Medienserver-Software für Windows ist zum Beispiel TVersity. Sie unterstützt allerlei Geräte - entweder per UPnP/DLNA oder einfach über den Internetbrowser. Ein weiterer Vorteil: Die Software wandelt exotische Videoformate in gängige um, so dass sie auch auf Geräte gestreamt werden können, die ausgefallene Formate (Codecs) eigentlich nicht unterstützen.
Man sollte TVersity als letzte Freeware-Version 1.9.7 herunterladen und bei der Installation die vorausgewählte Toolbar und die Voreinstellung von TVersity als Standardsuchmaschine abwählen. Spätere Update-Angebote kann man ignorieren. Unbedingt installieren sollte man ffdshow, ein Bündel quelloffener Codecs. TVersity ist zwar nur in englischer Sprache verfügbar, lässt sich aber gut bedienen.
Damit das Programm im Netzwerk nicht geblockt wird, müssen Nutzer den TCP-Port 41952 für die IP-Adresse des Server-Rechners öffnen - sowohl im Router als auch in einer möglicherweise genutzten Firewall-Software. Die IP-Adresse eines Rechners findet man bei der LAN- oder WLAN-Verbindung in den Windows-Netzwerkeinstellungen.
Um streamen zu können, müssen dann die gewünschten Ordner mit Musik oder Videos unter „Library“ zur Medienbibliothek hinzugefügt werden. Startet man später das Client-Gerät, zum Beispiel eine Konsole, sollte dort im Bereich für Videos, Musik oder Fotos ein Icon für den TVersity-Medienserver erscheinen. Dann kann man durch die diversen PC-Ordner navigieren und Filme oder Musik starten.
Ruckelt ein Video, lässt sich unter „Settings/Transcoder“ neben anderen Qualitätseinstellungen die Auflösung reduzieren. Gibt es Verbindungs- oder Aktualisierungsprobleme, klickt man oben links auf das Icon für „Main Menu“ und dann auf „Start Sharing“ sowie „Restart Sharing“ oder auf das Icon „Refresh Media Library“. Von einem anderen Rechner, Notebook, Smartphone oder Tablet aus kann man auch einfach per Browser auf die Inhalte zugreifen und diese starten. Unter „http://IP-Adresse_des_Servers:41952/medialib/browse“ findet sich die entsprechende Browseroberfläche. Die gibt es auch hübscher in Flash unter „http://IP-Adresse_des_Servers:41952/flashlib“.
Weitere kostenlose Lösungen sind der verbreitete VLC Media Player und die deutschsprachige Freeware PS3 Media Server. Viele andere Geräte unterstützt diese Anwendung, so auch die Xbox 360. Weil sie in Java programmiert ist, läuft sie neben Windows auch auf Mac und Linux. Wie TVersity kann auch der PS3 Media Server viele Formate umwandeln. Allerdings muss hier der TCP-Port 5001 freigegeben werden.
Erkennt PS3 Media Server die Konsole oder ein anderes Gerät nicht, kann man unter „Allgemeine Einstellungen“ und „Erzwinge die Nutzung der folgenden Netzwerkschnittstelle“ die genutzte LAN- oder WLAN-Hardware auswählen. Unter „Navigations-/Freigabeeinstellungen“ im Menü sollte man die Musik- und Video-Ordner hinzufügen, andernfalls sind alle Ordner auf dem Server im Netzwerk freigegeben.