Protest Streikende Pfleger heizen Jens Spahn in Düsseldorf ein (mit Video)

Tausende demonstrieren für mehr Personal in der Pflege. Den Bundesminister für Gesundheit empfangen sie mit einem Pfeifkonzert. Ein Pfleger sagt ihm auf einer Bühne die Meinung.

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef-Laumann (links) und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn stellten sich dem Protest.

Foto: Rolf Vennenbernd

Düsseldorf. 3000 Angestellte von Altenheimen und Krankenhäusern aus ganz Deutschland haben zum Auftakt der Gesundheitsministerkonferenz in Düsseldorf für mehr Personal demonstriert.

„Bitte sterben sie leise, wir haben keine Zeit“, war auf einem Plakat zu lesen, das eine junge Demonstrantin am Nachmittag den Gesundheitsministern der Länder und dem Bundesminister für Gesundheit Jens Spahn entgegenstreckte. Die hatten ihre Konferenz im Hyatt-Hotel im Medienhafen unterbrochen, um mit den Protestierenden zu sprechen. Begleitet von einem Pfeifkonzert und keifenden Zwischenrufen versprach Spahn mehr Personal. Tarifsteigerungen für das Pflegepersonal in den Krankenhäusern würden in Zukunft zu hundert Prozent refinanziert.

Bisher sei es Praxis, dass Lohnerhöhungen in der Pflege mit dem Abbau von Stellen einhergingen. „Nicht bla bla bla, das Gesetz kommt nächste Woche“, rief Spahn den Demonstranten zu, von denen viele kritisch blieben und das lautstark deutlich machten. Zusammen mit NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef-Laumann versprach Spahn außerdem einheitliche Tarifverträge in der Altenpflege.

Bekannt war, dass der Bund 13 000 zusätzliche Stellen in stationären Pflegeeinrichtungen schaffen und das Pflegestellenprogramm in Krankenhäusern ausweiten will. Vielen Demonstranten in Düsseldorf schien das zu wenig zu sein. Ein Protestler betrat die Verdi-Bühne und konfrontierte Spahn direkt. „Haben Sie sich mal die Ausbildung in der Praxis angeschaut?“, fragte er aufgebracht — ohne dem Minister die Möglichkeit auf eine Antwort zu lassen.

Viele Nachwuchs-Pfleger würden die Ausbildung abbrechen. Sie müssten schon zu Beginn alleine mehrere Patienten betreuen, was „fahrlässig“ sei. Eine andere Demonstrantin war zuvor noch deutlicher geworden: Menschen müssten alleine sterben, weil das Personal nicht da ist. Nach Berechnungen der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi fehlen bundesweit rund 80 000 Pfleger in den Kliniken.

Eine Forderung der Beschäftigen hallte am Mittwoch bei dem Protestzug zum Medienhafen durch die Straßen Düsseldorfs: „Wir sind hier für einen Personalschlüssel, der sich am Patienten orientiert und nicht am Geld.“ Eine Krankenschwester aus Essen berichtete davon, dass sie noch nicht einmal 30 Sekunden Zeit habe, um sich ordnungsgemäß die Hände zu desinfizieren. „Ich weiß nicht, ob ich meine Ausbildung beenden möchte“, erklärte die 20-Jährige, die ihren Namen lieber nicht in der Zeitung lesen möchte. Die Mitarbeiter der Uniklinik Düsseldorf hatten am Dienstag einen 48-stündigen Streik begonnen.