„Slowhand“ hat Geburtstag Streitbare Gitarrenlegende: Eric Clapton wird 80

London · Nur wenige haben die Rockmusik so geprägt wie Eric Clapton mit seinen Bands und als Solokünstler. Zuletzt machte der Gitarrenvirtuose allerdings nicht nur mit seiner Musik von sich reden.

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Er gilt als einer der einflussreichsten Gitarristen der Musikgeschichte, hat rund 280 Millionen Alben verkauft und wurde als einziger Künstler dreimal in die „Rock and Roll Hall of Fame“ aufgenommen: Eric Clapton ist zweifellos einer der bedeutendsten Musiker des 20. Jahrhunderts. Zuletzt litt sein Ruf allerdings ein wenig. Jetzt wird der Mann, den sie „Slowhand“ nennen, 80 Jahre alt.

„Layla“, „Tears In Heaven“ oder „Wonderful Tonight“ sind nur einige der unzähligen bekannten Songs, die man mit seinem Namen verbindet. Neben seinen Eigenkompositionen machte sich Eric Patrick Clapton viele Bluesklassiker zu eigen. Die Leidenschaft für den Blues brachte den Briten, der am 30. März 1945 in Surrey geboren wurde, zur Musik.

Von den Yardbirds über Cream zu Derek and the Dominos

Seine ersten Erfolge feierte er Mitte der 1960er mit den Yardbirds. Mit John Mayall & the Bluesbreakers festigte er seinen Ruf als Ausnahmegitarrist. Sein Einfluss war so groß, dass das einzige Album mit ihm den Titel „Blues Breakers with Eric Clapton“ bekam. In London schrieben Fans „Clapton is God“ auf Häuserwände.

Mit Cream, einer der ersten Supergroups der Rockgeschichte, gelang ihm der internationale Durchbruch. Das Trio schuf eine Mischung aus Blues, Rock und psychedelischen Elementen. Songs wie „Sunshine Of Your Love“ und „White Room“ sind Rockklassiker. Bereits 1968 löste sich die Band auf.

Seine nächsten beiden Bands bestanden jeweils nur ein Jahr, sicherten sich aber ihren Platz in der Musikgeschichte. Mit Blind Faith („Can't Find My Way Home“) gab Clapton im Londoner Hyde Park ein Konzert vor 100.000 Menschen. Für Derek and the Dominos schrieb er 1970 „Layla“. Inspiriert wurde er dazu von seiner unglücklichen Liebe zu Topmodel und Fotografin Pattie Boyd. Sie war mit Claptons Freund verheiratet, dem Ex-Beatle George Harrison.

Solokarriere, Drogen und Alkohol

Nach dem Ende von Derek and the Dominos flüchtete sich Clapton in Drogen. Trotzdem gelang es ihm 1970, mit seinem titellosen Debütalbum und Songs wie „After Midnight“ und „Let It Rain“ äußerst erfolgreich seine Solokarriere zu starten. Doch es dauerte Jahre, bis der Gitarrenvirtuose seine Heroinsucht überwand.

1974 veröffentlichte er eines seiner berühmtesten Alben - „461 Ocean Boulevard“ mit der Hitsingle „I Shot The Sheriff“. Zu dieser Zeit zerbrach die Ehe von George Harrison und Pattie Boyd. So kamen Clapton und Boyd doch noch zusammen. Als sie 1979 heirateten, war Harrison einer der Hochzeitsgäste. Die Freundschaft blieb, aber die Ehe hielt nur zehn Jahre.

Statt vom Heroin war Clapton nun alkoholabhängig. Er brauchte bis in die späten 80er Jahre, um seine Sucht zu überwinden. Heute engagiert er sich mit seiner Crossroads Centre Foundation für Menschen, die an Suchterkrankungen leiden. Zur Unterstützung rief er das populäre Crossroads Guitar Festival ins Leben, das zuletzt 2023 stattfand.

Schwerer Schicksalsschlag inspiriert Welthit

Einer seiner größten musikalischen Erfolge ist mit dem schwersten Schicksalsschlag seines Lebens verbunden. Das mit mehreren Grammys ausgezeichnete Lied „Tears In Heaven“ schrieb Clapton aus Trauer um den Verlust seines Sohnes. Conor Clapton war 1991 im Alter von vier Jahren aus dem Fenster eines Hochhauses in New York gestürzt.

Als Solokünstler veröffentlichte Eric Clapton bis heute 22 Studioalben und zahlreiche Live-Mitschnitte. „MTV Unplugged“ von 1992 ist ein Meilenstein und gilt mit 26 Millionen verkauften Exemplaren als das meistverkaufte Live-Album der Musikgeschichte. Mit dem legendären B.B. King brachte er „Riding With The King“ (2000) raus, mit J.J. Cale „The Road to Escondido“ (2006).

Irritation über Corona-Aussagen

Politisch geäußert hatte sich Clapton während seiner nun schon über 60-jährigen Karriere eher selten. Dass er in der Corona-Pandemie auf einmal lospolterte, irritierte einen Teil seiner Freunde, Kollegen, Fans und sogar seine Familie. Das berichtete Clapton selbst. Er hat vier Töchter, drei davon mit seiner zweiten Ehefrau Melia McEnery, mit der er seit 2002 verheiratet ist.

Auf seinem jüngsten Album „Meanwhile“, das im Herbst 2024 erschien, wetterte der streitbare Musiker weiter gegen die Corona-Politik. Dass er in dem Song „Stand And Deliver“ die Impfpflicht mit Sklaverei gleichsetzte, stieß seinem Freund und Kollegen, dem Blues-Musiker Robert Cray, bitter auf. Nach mehr als 30 Jahren zerbrach die Freundschaft.

Andere Weggefährten blieben dem Briten treu. Sein langjähriger, schwarzer Bassist Nathan East etwa verteidigte ihn gegen Rassismusvorwürfe, die auf einen alten Bühnenauftritt zurückgehen, der jetzt wieder aufkam. Bei einem Konzert in Birmingham hatte Clapton 1976 rassistisch über Zuwanderer geschimpft. Später entschuldigte er sich und sagte, er schäme sich dafür. Auch im Dokumentarfilm „A Life in 12 Bars“ von 2017 nahm er dazu Stellung. Seine Kritiker überzeugte er damit nicht.

Ab April wieder auf Tournee

Die „Washington Post“ mutmaßte, Claptons Corona-Ärger habe mit seiner persönlichen Situation zu tun. Er habe gesundheitliche Probleme, Nervenschäden in Händen und Beinen und verliere sein Gehör. Er wolle deshalb so viel Musik machen wie noch möglich. „Das ist sein Lebensinhalt“, bestätigte sein Schlagzeuger Jim Keltner. „Man kann ihm seine Auftritte nicht einfach wegnehmen - das ist für ihn wie atmen.“

Inzwischen ist Eric Clapton wieder regelmäßig unterwegs. Im April beginnt seine nächste Tournee. In Japan, Großbritannien, Italien, Frankreich und den USA tritt er in den großen Hallen auf. Sein Ruf mag gelitten haben, seiner Karriere hat es offenbar nicht geschadet.

© dpa-infocom, dpa:250330-930-418428/1

(dpa)