Stumph verschiebt den Abschied
Porträt: Eigentlich wollte der Schauspieler seine Rolle in den Ruhestand schicken — jetzt gönnt er sich einen Nachschlag.
Düsseldorf. Kommissar Stubbe ist ein braver Mann. Keiner, der die Grenzen einfach so überschreitet, und sei es die Pensionsgrenze eines Beamten. „Ich will das Pferd nicht tot treten“, sagte Wolfgang Stumph, der selbst am Montag Geburtstag feiert, noch im Dezember. Die Metapher geriet ihm etwas schief, aber die Botschaft war klar: Stumph erfand den Kommissar vor 15 Jahren gemeinsam mit Regisseur Peter Kahane, nun schickt er ihn höchstpersönlich in den Ruhestand. „Die 50. Folge wird in drei Jahren gesendet, dann ziehe ich mich zurück“, erklärte er.
Aber niemals geht man so ganz, schon gar nicht, wenn die Quoten stimmen: Das ZDF denkt darüber nach, die „Stubbe“-Reihe nach 2014 fortzusetzen, mit einer statt wie bisher drei Sendungen im Jahr. „Die Dienstmarke abzugeben, heißt ja nicht, dass es die Stubbe-Familie nicht mehr geben wird. Nur eben in anderen Konstellationen, mal so ins Blaue gesagt“, erklärte Stumph gerade erst in einem Interview mit der „Super-Illu“. Wer da wen getrieben hat, Stumph das ZDF oder umgekehrt, weiß man nicht. Jedenfalls reitet das Pferd doch ein Stückchen weiter.
Das ist nur bedingt eine gute Entscheidung. Fünf Jahre nach der Vereinigung aus der Taufe gehoben, sollte die Krimireihe um den Dresdner Stubbe, den es die Elbe stromabwärts nach Hamburg verschlug, und seinen Kollegen Bernd Zimmermann (Lutz Mackensy) die Probleme beim Zusammenwachsen beider deutschen Staaten spiegeln.
Doch der Zusammenprall des DDR geprägten Ossi und des konservativen Wessi liefert nur noch wenig dramatisches Futter. „Stubbe — Von Fall zu Fall“ ist eine ziemlich biedere Krimireihe geblieben, der man in den vergangenen Jahren einen sozialkritischen Touch verpasst hatte. Stumph selbst mischt da kräftig mit. Was dem Schauspieler und Kabarettisten an Themen auf dem Herzen liegen, wird meist irgendwann gedreht. Die Konstante der Reihe ist der Familiensinn der Stubbes, der allen Widrigkeiten trotzt. Stumphs Tochter Stephanie ist auch Stubbes Tochter Christiane, die sich gerne als junge Zeitungsreporterin in dessen Fälle einmischt. Für Nestwärme sorgt Tante Charlotte (Margret Homeyer), bei der die Stubbes seit 15 Jahren wohnen.
Im 41. Fall müssen Stubbe und Zimmermann den Tod einer jungen Frau aufklären, die offenbar ein Doppelleben führte. Tagsüber die brave Tochter, nachts das böse Mädchen, das vom schnellen Star-Ruhm träumt. So gern man dem knuffigen Volksschauspieler Stumph zusieht, und so sehr man seinem Stubbe das mitfühlende Engagement abnimmt: Was die Qualität angeht, relevante Themen im Krimi spannend und realitätsnah zu erzählen, sind andere längst weiter. Auch beim ZDF, das mit der Korruptions-Reihe „Unter Verdacht“ mit Senta Berger oder dem Großstadt-Panorama von Lars Beckers „Nachtschicht“-Reihe Maßstäbe setzt.
Dennoch wird der Sachse in Norddeutschland dem ZDF noch viel Freude machen. „Stubbe — Von Fall zu Fall“ ist laut Redakteur Thorsten Ritsch der stabilste und verlässlichste unter den Samstagskrimis, die selten über sieben Millionen Zuschauer haben. „Der Stubbe schafft das jedes Jahr“, sagt Ritsch.