Sturmwarnung für NRW - "Cats" in Oberhausen fällt aus

Offenbach/Düsseldorf/Essen. (dpa) - Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat für ganz Nordrhein-Westfalen eine Sturmwarnung herausgegeben. Der Orkan „Ulli“ hat ganz NRW am Dienstag kräftig durchgeschüttelt.

Bäume stürzten um, Dachpfannen fielen auf die Straßen, Wälder wurden gesperrt und Veranstaltungen abgesagt. Größere Schäden blieben aber bisher aus.

„Ulli“ sei mit Windböen zwischen 85 und 100 Kilometern pro Stunde durchs Land gezogen, sagte Meteorologe Günther Hamm vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Essen. Im gesamten Bundesland ist noch bis Dienstagabend, 22 Uhr, von Süd-Südwesten her mit weiteren schweren Sturmböen zu rechnen,

In Wuppertal krachte ein rund 30 Meter hoher Baum in einen Dachstuhl. Der Baum wurde komplett entwurzelt. Durch die umfangreichen Regenfälle der vergangenen Tage sind die Wurzeln vieler Bäume destabilisiert worden. Die Stadt Dortmund warnte davor, den Stadtwald zu betreten. „Windwurf oder Windbruch bei Bäumen können nicht ausgeschlossen werden“, warnte das Umweltamt.

Die Landstraße 223 in Würselen bei Aachen musste für eineinhalb Stunden gesperrt werden, nachdem der Sturm Polizeiangaben zufolge zunächst den Anhänger eines Sattelzuges und später die Zugmaschine umgeweht hatte. Auch in Salzkotten (Kreis Paderborn) löste starker Seitenwind einen Verkehrsunfall aus. In Bielefeld wurde aus Sicherheitsgründen die Abendvorstellung des „Circus Eigenart“ abgesagt. Aufgrund der Sturmwarnung wird auch die Musical-Vorstellung "Cats" im Theaterzelt am CentrO in Oberhausen (geplanter Beginn war 18.30 Uhr) ausfallen. Das gab die Produktion am Dienstagmittag bekannt.

Starke Stürme seien typisch für warme Winter, sagt Meteorologe Hamm. Die Luftdruckgegensätze seien dann besonders stark ausgeprägt. Am Donnerstag erwarten die Meteorologen den nächsten schweren Sturm. Er wird „Andrea“ heißen, soll Graupel und Gewitter mitbringen und deutlich heftiger ausfallen als „Ulli“. Dann sollen auch die Wasserstände an Rhein und Ruhr weiter steigen. In Köln sind bereits Schutzmaßnahmen gegen Hochwasser angelaufen. Erste Wege am Rheinufer seien gesperrt worden und Pumpwerke liefen, sagte Gerald Fuchs von der Hochwasserschutzzentrale der Stadt.

Am Dienstagnachmittag stand der Pegel in Köln bei 5,40 Meter, bis zum Wochenende könnte er auf 7 Meter steigen. Dann dürfen Schiffe nur noch auf der Mitte des Flusses fahren, damit die starken Wellenbewegungen nicht die Uferbefestigungen beschädigen. Die Ruhr ist an einigen Stellen über die Ufer getreten. „Wir hatten bereits ein kleines Hochwasser“, sagte Peter Klein vom Ruhrverband in Essen. Inzwischen gingen die Wasserstände zwar zurück, zum Wochenende müsse aber wieder mit steigenden Pegeln gerechnet werden.

Die Talsperren im Sauerland sind zu gut 80 Prozent gefüllt. Nachdem der November total trocken gewesen sei, habe es im Dezember doppelt so viel geregnet wie im langjährigen Durchschnitt. Der milde Winter lässt gleichzeitig die erste Hasel-Pollen fliegen: Die Heuschnupfenzeit beginnt in diesem Jahr schon sechs Wochen früher als in einem kalten Winter. „Für Allergiker ist das der Beginn einer langen Leidenskette“, sagt Hamm. Den Pollenflug könnte nur ein plötzlicher Kälteeinbruch stoppen, doch ein Temperatursturz ist nicht in Sicht.

Der DWD warnt weiterhin vor herabstürzenden Ästen, Dachziegeln oder anderen Gegenständen. Örtlich könnten Bäume entwurzelt werden.

Schon am Donnerstag erwarten die Wetterexperten den nächsten schweren Sturm. „Er sieht noch etwas giftiger aus als der aktuelle“, sagte DWD-Meteorologe Ansgar Engel am Dienstag. Dann soll es auch im Binnenland orkanartige Böen bis in die Niederungen geben.