Symbol für neues Leben: Ostergras selbst ziehen
Bonn (dpa) - Ostergras kennt man vor allem aus Papier: Die intensiv grün gefärbten schmalen Streifen werden in Nester gelegt, in die dann Eier und Schokohasen für Kinder kommen.
Ostergras kann man aber auch natürlich heranwachsen lassen - die saftig grünen Halme erreichen zum Osterfest eine gewisse Größe. Oft stehen auf der festlichen Ostertafel verzierte Töpfe mit dem Gras.
Für Gläubige hat das junge Grün auch eine kirchliche Bedeutung: Ostergras symbolisiert das beginnende neue Leben, das aus dem verschlossenen Samen hervorbricht. Die Anzucht geht ziemlich einfach:
Tütchen auf, Samen in die Erde und einfach abwarten - so könnte die Anweisung lauten. Viele Ostergrassorten im Handel sind auf diese Weise einfach aufzuziehen. Achten sollte man allerdings darauf, die Samen nicht zu dicht auszusäen. „Sonst faulen die kleinen Keimlinge, die nachwachsen, aber nicht hochkommen“, sagt Harald Seitz vom Verbraucherinformationsdienst aid in Bonn. Auf den Packungen stehe aber meist, wie groß das Platzangebot sein sollte. Das kennt man etwa von der Küchenkresse - beide Arten lassen sich auch auf Krepppapier aussäen. Seitz rät aber zu Erde.
Manche ziehen Ostergras aus den Samen von Kresse oder Schnittlauch auf, sie gedeihen schnell. Auch auf Lieschgras, das ganzjährig als Katzen- oder Vogelgras angeboten wird, kann man zurückgreifen. In den Tütchen im Handel steckt etwa die Sommergerste Lawina.
Traditionell wird Ostergras aus Weizen- und Gerstenkörnern gezogen. Die zierlichen Keimlinge von etwa zehn Zentimetern Höhe ergeben das sanfte Bett für das Osternest. Die Körner gibt es natürlich im Landwirtschaftsbedarf in riesigen Mengen, kleine Mengen finden sich im Bioladen. „Wichtig ist dabei, dass der Weizen noch keimfähig ist“, sagt Bernhard Rüb von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen. „Fünf Jahre halten sie nicht, ein Jahr aber sicher.“
Die Samen legt Susanne Schmitt aus Düsseldorf, Floristin des Jahres 2012, über Nacht in Wasser. Das muss nicht sein, so keimen sie aber schneller. Die Samen sät Schmitt dann richtig dicht an dicht aus, damit sich später eine richtige Grasfläche ergibt. Die Samen kommen oben auf die Erde und werden nur leicht angedrückt, nicht eingegraben.
Die keimenden Körner müssen täglich mit frischem Wasser gespült werden, erklärt Bernhard Rüb. So bekommen sie nicht nur genügend Feuchtigkeit, auch die Schimmelbildung im stehenden Wasser wird verhindert. Daher wählt die Floristin Schmitt immer ein Gefäß mit Wasserablauf. Tief muss es nicht sein, denn die Keimlinge haben noch kaum Wurzeln. „Sie wollen ja keine Früchte ziehen, sondern nur das erste Produkt“, erklärt Schmitt. Daher muss man die Erde auch nicht düngen oder die Keimlinge extra umsorgen - denn die Pflanzen wachsen ja auch nicht stark heran.
Schon nach ein paar Tagen keimen die Körner, nach zwei bis drei Wochen sind die Halme etwa zehn Zentimeter hoch. Dafür brauchen sie natürlich Helligkeit, ein Platz am Fenster ist also gut. Aber die Sonne sollte nicht direkt drauf scheinen.