Taufe bei Schneeregen: Rostocker Eisbärbaby heißt Fiete
Rostock (dpa) - Riesenrummel im Rostocker Zoo: Trotz Schneeregens und eiskalten Winds zog es Hunderte Besucher zur Taufe des vier Monate alten Eisbären. „Fiete“ heißt der neue Zooliebling, und Oberbürgermeister Roland Methling (parteilos) taufte ihn am Dienstag mit einer Dusche aus einem Feuerwehrschlauch.
Zunächst schauten Fiete, ein Halbbruder des legendären Berliner Eisbären Knut, und seine Mutter Vilma ein wenig irritiert aus ihrer Anlage nach oben, wo Methling und Zoodirektor Udo Nagel von einem Pavillon aus gemeinsam die Taufe vornahmen. Doch beeindrucken ließen sie sich nicht.
Die Besucher, die die Zeremonie per Videoübertragung beobachteten, waren sich einig: Es ging an diesem Tag in der Hauptsache um die Eisbären. Schneeregen und eisiger Wind gehörten halt zu typischem Eisbärenwetter. Die Aufregung durch die Taufe und den ungewohnten Andrang wurde den beiden Bären durch das Taufgeschenk erleichtert: Eine Eisbombe mit Früchten, Gemüse und Fischen, wie Zoosprecher Rene Gottschalk sagte. Für den kleinen Bären gab es eine Extra-Eisbombe nur mit Sprotten, damit er sich nicht an Gräten verschlucken kann.
Fiete, dessen Namen unter den Vorschlägen aus mehr als 3000 Zusendungen ausgesucht wurde, spielte während des Trubels auf der Mutter-Kind-Anlage der alten Bärenburg. Auf der anderen Seite der Anlage waren „Oma“ Vienna und Vater Lars. Fiete und Lars haben wie bei Eisbären durchaus üblich noch keine Bekanntschaft miteinander gemacht - und werden das auch nicht. Denn der Vater von Knut wird am Mittwoch nach Aalborg (Dänemark) umziehen. Die Bärenburg ist marode und zu klein für vier der weltgrößten Landraubtiere. Ab 2017 sollen die Eisbären zusammen mit den Pinguinen in das zehn Millionen Euro teure Polarium ziehen.
Die Nachricht von der Bärengeburt war um die Welt gegangen, selbst Medien in den USA oder Australien berichteten. „Eisbärgeburten in Zoos sind ziemlich selten“, sagte Kuratorin Antje Zimmermann. In Europa gebe es pro Jahr im Durchschnitt nur fünf bis sechs Jungtiere. 2013 seien weltweit nur 18 Eisbärkinder in Zoos geboren worden. Aber für die internationalen Medien dürfte wohl eher die Verwandtschaft mit Knut eine Rolle gespielt haben. Der war 2006 im Zoologischen Garten Berlin geboren und von Hand aufgezogen worden. Er starb 2011 an den Folgen einer Gehirnentzündung, doch der Hype ist unvergessen.
Erst seit Mitte vergangener Woche ist der kleine Bär zusammen mit Mutter Vilma in der Anlage zu bestaunen, zuvor war er wochenlang völlig abgeschirmt in einer Wurfhöhle von seiner Mutter aufgezogen worden. Die beiden wurden permanent über eine Videokamera beobachtet.
Inzwischen wiegt der Nachwuchs-Star knapp 20 Kilogramm und erkundet seine Umgebung. „Er kann zwar von Natur aus schwimmen, muss das aber mit Vilmas Hilfe noch richtig lernen. Er fühlt sich noch nicht sicher und ist lieber auf der Anlage als im Wasser“, sagte Zimmermann. Wenn er sicher schwimmen kann und allein den Weg aus dem Wasser ans rettende Ufer findet, wird er mit seiner Mutter in die größere Anlage umziehen. Das wird vermutlich im Juni sein. Gleichzeitig wird „Oma“ Vienna in die Mutter-Kind-Anlage wechseln.
Bei aller Lebendigkeit des Jungbären braucht er auch Ruhephasen. Noch ist er beim Säugen zu beobachten, auch wenn er Fisch oder Fleisch bei seiner Mutter nascht. Die enge Verbundenheit zur Mutter bleibe noch über ein Jahr bestehen. In der Natur sind Mutter und Jungtier bis zu zweieinhalb Jahre zusammen. Solange können sich die Zoobesucher an dem Bär erfreuen, dann wird auch Fiete umziehen müssen.