Taylor Swift räumt bei American Music Awards ab
Los Angeles (dpa) - Männer haben in der amerikanischen Musikszene derzeit wenig zu melden. Die Branche wird bestimmt von Leuten namens Lady Gaga, Beyoncé, Adele oder Jennifer Lopez. Und selbst die derzeit erfolgreichste US-Band nennt sich, obwohl aus zwei Männern und einer Frau bestehend, Lady Antebellum.
Die Königin von allen aber ist derzeit ohne Frage Taylor Swift: Die gerade einmal 21 Jahre alte Countrysängerin hat bislang nicht nur das Musikjahr in den USA beherrscht, sondern nun auch die Verleihung der American Music Awards in Los Angeles.
Dabei hatte es am Sonntag eigentlich der Abend der Londonerin Adele werden sollen. Denn die britische Soulsängerin, selbst erst 23, war mit vier Nominierungen ins Rennen gestartet - und damit mehr als jeder andere Künstler. Zum Schluss reichte es für drei Preise: Die Musikerin wurde „beste Rock/Popkünstlerin“, ihr Erfolg „21“ das „beste Album“ in dieser Sparte. Und auch der Preis als „beste zeitgenössische Künstlerin“ ging an Adele, die wegen einer Erkrankung selbst nicht in Los Angeles war.
Swift bekam zwar auch nur drei der kleinen gläsernen Obelisken - darunter aber den Hauptpreis für die „beste Künstlerin des Jahres“. Nach Lady Antebellum bei den Grammy Awards dominierte damit schon wieder eine Countrymusikerin die Musikszene - wenn auch in sehr poppigem Gewand. Dabei ist die zierliche Sängerin nicht etwa im Herzland des Country, den Südstaaten, zu Hause. Geboren und aufgewachsen ist sie im sehr deutsch geprägten Pennsylvania im Norden. Die US-Countryszene bestimmt sie trotzdem seit Jahren.
Nach den Preisen für das „Beste Countryalbum“ („Speak Now“) und als „Beste Countrysängerin“ - zum vierten Mal in Folge - schien sie die Auszeichnung als beste Künstlerin selbst zu überraschen. Entsprechend verdattert fiel ihr Dank aus: „Meinen Freunden, meiner Familie, Gott - ach, einfach allen, denen ich so viel zu verdanken habe.“ Um den Preis hatte sie mit Adele, Katy Perry, Lil Wayne und Lady Gaga konkurriert.
Lady Gaga ging diesmal - völlig ungewohnt - ohne Auszeichnung nach Hause. Auch Katy Perry gewann in keiner der Kategorien, bekam aber einen Sonderpreis: Die 27-Jährige erhielt eine Auszeichnung, weil sie als erste Frau von nur einem Album fünf Singles ausgekoppelt und zu Nummer-Eins-Hits gemacht hatte. Das hatte vor ihr nur Michael Jackson geschafft. Allerdings: Bei ihm wurden von „Bad“ (1987) noch wirkliche Platten, Kassetten und CDs verkauft, bei Perry sind es vor allem Downloads.
Ein strahlender Star des Abends, der gar nicht singt, war hingegen eine vierfache Mutter von fast 40 Jahren: Das deutsche Topmodel Heidi Klum zog auf dem roten Teppich die Blicke mit einem silberglänzenden Kleid auf sich. Später überreichte sie Perry ihren Sonderpreis.
„Peinlichster Künstler“ aus Sicht der Kommentatoren dagegen: Jennifer Lopez. „Nicht nur, dass sie kaum Kleidung trug; das erwartet das Publikum heutzutage“, schrieb die „Los Angeles Times“ über den glänzend-durchsichtigen Body. „Es war mehr die Wahl ihres Accessoires, in diesem Fall einem Auto.“ Denn Lopez fuhr auf der Bühne in einem Wagen herum - welch Zufall, es war der gleiche, mit dem sie derzeit in Werbefilmen und ihrem neuen Musikvideo herumkurvt. „Einfach peinlich“, kommentierte die „LA Times“. Die „Washington Post“ befand die nicht mehr sehr schleichende Schleichwerbung als „viel auffallender als ihre Pseudonacktheit“.