Teutonen und Tifosi — hört da die Liebe auf?
Das Halbfinale zwischen Deutschland und Italien könnte zu Verwicklungen führen. Zumindest aber zu Frotzeleien.
Düsseldorf. Teutonen und Tifosi — wenn Amore im Spiel ist, schlagen selbst bei einer Fußball-Europameisterschaft die Herzen im Gleichklang. Jeder drückt dem anderen die Daumen. Solange es gutgeht. Denn nun, mamma mia, ist’s passiert: Halbfinale Deutschland-Italien. Das ist Hochspannung, Nervenkrieg und somit auch für deutsch-italienische Paare emotional eher Vesuv als blaue Grotte.
Beispielsweise Jessica Beer und Gino Abet. Sie ist Requisiteurin am Theater in Trier, er ist ein talentierter Tänzer, der auf den Bühnen von Krefeld, Mönchengladbach und Essen, wo er bald in La Traviata auftritt, zu Hause ist. Vor einem Jahr aber war er in Trier engagiert und peng, war’s um Jessica geschehen.
Italien gegen England haben die beiden im italienischen Restaurant La Luce Due in Düsseldorf geschaut — und da ging die Frotzelei schon los. „Sie wollte lieber, dass England gewinnt, weil es dann Deutschland im Halbfinale leichter hat“, berichtet der 28-Jährige. So kam es dann nicht, was die ein Jahr jüngere Partnerin aber nicht in Verdruss stürzte. „Ihr bekommt vier Tore wie Griechenland“, verkündete sie schelmisch und musste sich daraufhin von Gino anhören, dass die Griechen doch ein etwas anderer Gegner gewesen seien als die Engländer.
Gino stammt aus Neapel, er ist Fußballexperte und hält den italienischen Sieg für durchaus möglich. „Wir spielen mit dem Kopf.“ Zu Hause hängt ein Maradonna-Poster, denn der Star hielt den kleinen Gino in seinen Neapolitaner Tagen sogar einmal auf dem Arm. Das sind für einen Fußball-Fan hohe Gnaden. Mit dem Gefühl der Erleuchtung tippt Gino deswegen auf ein 3-1. Jessica muss dann eine Woche ein Italia-Shirt tragen. Im umgekehrten Fall Gino die deutschen Farben. Strafe muss sein.