Theater oder Kunst? - „Inszeniert!“ in München

München (dpa) - „Inszenieren macht mir Spaß“, sagt Ingvild Goetz. Sie fragte sich aber auch: „Warum machen wir nicht mal das Thema Theater?“ Und so hat die 75-jährige Chefin der Sammlung Goetz ihre Kollektion von Gegenwartskünstlern wie Matthew Barney, Stan Douglas, Ulrike Ottinger und Jeff Wall durchforstet und eine neue Ausstellung konzipiert.

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Der Titel: „Inszeniert! Spektakel und Rollenspiel in der Gegenwartskunst“ - ein halbes Jahr später nach der ersten Idee sind in der Hypo-Kunsthalle in München 90 Werke von 20 Künstlern zu sehen. In der multimedialen Ausstellung verschwimmen die Grenzen zwischen den Genres, Kunst und Theater vermischen sich. Die Darstellung der Werke selbst ist als „Inszenierung des Lebens“ angelegt, betont Kurator Karsten Löckemann. „Man kann in ganz andere Welten abtauchen.“

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Ausdrucksmittel sind Fotos und Filme, aber auch Installationen wie die des dänisch-norwegischen Künstlerduos Elmgreen und Dragset. Vor dem silbrig glänzenden Spiegel einer Theatergarderobe liegt ein umgestürzter Stuhl, und ein Galgenstrick baumelt von der Decke. „Diese Installationen haben auch immer eine dezidiert gesellschaftskritische Komponente“, sagt Löckemann. „Besucher können ihre eigene Geschichte dazu entwickeln.“

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In der Installation von Mike Kelley „Der einsame Vampir“ ist in einem dunklen Raum ein leerer Stuhl mit einem übergelegten Mantel zu sehen - auf der Rückseite einer angedeuteten Hauswand geistert ein laienhaft geschminkter Vampirdarsteller über Filme und Fotos - damit verliere der Vampir das Dämonische seiner Rolle, findet Löckemann.

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Der österreichische Künstler Markus Schinwald zeigt mit seinen Marionetten „Albert und Hans“ die Marionette als „Vertreter des menschlichen Seelenzustands“. Eine in der Mitte zerteilte Puppe bewegt sich auf und ab, während gegenüber einer anderen Puppe Worte auf einem langen Stück Papier aus dem Mund quellen. Erst zum zweiten Mal überhaupt ausgestellt wird der vollständige Cremaster-Zyklus des Briten Matthew Barney. Benannt nach dem Cremaster-Muskel (Deutsch: Hodenheber) widmet sich das raumfüllende Kunstwerk aus Fotos, Skulpturen und surreal wirkenden Filmen den Veranstaltern zufolge „dem Ur-Zustand der Unbestimmtheit“.

„Erzählend“ sind Löckemann zufolge die Fotokünstler der Ausstellung: Shao Yinung und Mu Chen aus China zeigen verlassene Versammlungshallen aus der Zeit der Kulturrevolution - es sind Orte, die an Indoktrination, Denunziation und öffentliche Demütigung erinnern sollen. Mit gesellschaftlichen Außenseitern beschäftigt sich Ulrike Ottinger in ihren Fotografien: Kleinwüchsige Menschen und Artisten sind in teils surreal anmutenden Kompositionen zu sehen.

Alle gezeigten Werke stammen aus der Sammlung Goetz - und hätten am Sitz der Sammlung nie gemeinsam ausgestellt werden können. Dafür hätte der Platz nicht gereicht, deswegen sei die Hypo-Kunsthalle ideal für das Projekt, findet Ingvild Goetz.