Thyssen-Krupp: Sanierung eines Stahlkolosses
Thyssen-Krupp investiert 200 Millionen Euro in einen Hochofen in Duisburg. Bald soll das Feuer wieder lodern.
Duisburg. Hektische Betriebsamkeit statt Sommerpause: Mit einer Investition von rund 200 Millionen Euro bringt Thyssen-Krupp seinen größten Hochofen „Schwelgern 2“ derzeit auf Vordermann. Die sogenannte Neuzustellung der turmhohen Anlage zählt zu den größten Investitionen des Konzerns in sein deutsches Stahlgeschäft in den vergangenen Jahren.
Weitere 90 Millionen Euro investiert der größte deutsche Stahlkonzern in die Modernisierung einer sogenannten Stranggießanlage. Bis zu 1000 Arbeiter arbeiten täglich auf sieben Ebenen an der Erneuerung von Europas größtem Hochofen. Dabei drängt die Zeit: Bereits Mitte September soll das Feuer in dem riesigen Hochofen wieder angeblasen werden.
Seit der Inbetriebnahme am 28. Oktober 1983 hat der Hochofen bislang rund 75 Millionen Tonnen Roheisen erschmolzen. Aus 19 000 Tonnen Eisenerz und bis zu 4000 Tonnen Koks werden täglich bei Temperaturen bis zu 2100 Grad rund 12 000 Tonnen Roheisen gekocht. Tag für Tag wird so der Inhalt von 25 Güterzügen von oben in das riesige Aggregat gekippt. Damit zählt die einschließlich der Aufbauten gut 90 Meter hohe Anlage zu den weltweit zehn größten Hochöfen. Insgesamt betreibt Thyssen-Krupp am größten Stahlstandort in Europa in Duisburg vier Hochöfen mit einer Jahreskapazität von zusammen rund 11,4 Millionen Tonnen Roheisen.
Da sich Roheisen nicht bearbeiten lässt, muss es in einem weiteren Arbeitsgang noch zu Rohstahl umgeschmolzen werden. Vor dem Hintergrund einer anziehenden Konjunktur rechnen Experten wie das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) in diesem und auch im kommenden Jahr wieder mit mehr Wachstum bei der Rohstahlproduktion in Deutschland (siehe Kasten).
Am Duisburger Hochofen arbeitet man daran, eine zweite „Ofenreise“ von mehr als 20 Jahren für den Stahlkoloss zu ermöglichen. Damit das Feuer über Jahrzehnte ohne Unterbrechung lodern kann, muss nach dem kompletten Ausräumen des Hochofens jeder neue Stein vor dem Einbau sorgfältig überprüft werden, berichtet Thyssen-Krupp-Hochofen-Chef Michael Peters. Es gilt, 7100 Tonnen an feuerfesten Spezialsteinen aus Japan per Ultraschall unter die Lupe zu nehmen.