Til Schweiger empört sich - Quote war mäßig
Hamburg (dpa) - Til Schweiger empört sich nachts im Internet auf Facebook - am Morgen danach dürfte seine Laune wenig besser gewesen sein: Nur 7,69 Millionen Zuschauer wollten den vierten Teil seiner „Tatort“-Saga sehen.
Dabei kam der „Bergdoktor“ im ZDF dem schieß- und prügelwütigen ARD-Kommissar gefährlich nahe: Beachtliche 7,04 Millionen Zuschauer entschieden sich für die Geschichten am Wilden Kaiser in Tirol und gegen Alarm und Action an der Elbe. Für Schweigers Einsätze als Nick Tschiller ging es in Sachen Quote nach 12,57 Millionen Menschen, die 2013 sein Debüt in der Krimireihe einschalteten, stetig bergab.
Dass sich - nach 10,1 Millionen Zuschauern der zweiten Folge (2014) und 8,24 Millionen beim Auftakt zur Doppelfolge am Neujahrsabend - nicht so viele für sein „Fegefeuer“ am Sonntagabend erwärmen konnten - Schweiger stellte diese Nachricht mit einer eigenen Mitteilung am Montag fast in den Schatten. Im sozialen Netzwerk Facebook veröffentlichte der 52-Jährige eine Art Verehrerbrief an den Regisseur der Tschiller-„Tatorte“, Christian Alvart. Darin attestiert Schweiger ihm, mit der jüngsten Folge „ein Stück deutsche Fernsehgeschichte“ geschaffen zu haben: „Kompromisslos, atemlos, viril, phantastisch für das schmale Geld.....“ Und: „Ich, Til Schweiger, feier dich jetzt mal richtig derbe ab!!!“
Allein dies hätte ihm wohl schon zahlreiche wütende Kommentare eingebracht, in denen von „Selbstbeweihräucherung“ und „zum Himmel stinkenden Eigenlob“ die Rede war. Doch dann schoss der streitbare Schauspieler, dessen direkte Worte schon häufiger Schlagzeilen auslösten, im selben Eintrag auch noch gegen „Tatort“-Kollegen - und die Facebook-Gemeinde schoss zurück. „...andere verschwenden das Budget für zwei moppelige Kommissare, die ne Currywurst verspeisen, oder ein Bier vor einem bayrischen Imbiss zocken“, schrieb Schweiger. Das sei „erbärmlich“, „unsympathisch“ und „großkotzig“ schrieben ihm Facebook-Freunde oder -Feinde verärgert zurück.
Auch den Verfassern negativer Kritiken widmete sich Schweiger in seiner nächtlichen Nachricht an Alvart: „Wenn sie ehrlich wären, würden sie zugeben, dass du was aussergewöhnliches geschaffen hast!! Das kriegen sie aber nicht hin, weil sie schwach und klein sind!“ Er, Schweiger, habe viel mehr Ahnung von Filmkunst als die meisten „Trottel“, die darüber schrieben. Dabei hatte es neben vielen negativen Reaktionen etwa auf Twitter und Facebook durchaus positive Kritiken auf die Doppelfolge gegeben, er selbst postete am Montagmorgen einen Beleg dafür: Die „Frankfurter Neue Presse“ etwa lobte in ihrer Onlineausgabe die „starke Fortsetzung“.
„Es sind bewusste Gegen-Veranstaltungen zu den rührigen Gesellschafts- und Psychokrimis, für die das ARD-Flaggschiff sonst steht“, schrieb das „Hamburger Abendblatt“ online über den jüngsten „Tatort“ aus der Hansestadt. „Wer Schweigers Mission als sinnvoll-tumbe Ergänzung betrachtet, der kann seinen Spaß an den abstrusen Handlungselementen haben und sich auf den nächsten Tschiller-"Tatort" freuen.“ „Tatort: Off Duty“ soll im Februar im Kino den Kampf zwischen Tschiller und Kurdenclan-Chef Firat Astan zu Ende bringen und im TV nicht vor 2017 zu sehen sein, vor drei weiteren mit Schweiger vereinbarten „Tatort“-Fällen.
„Mit dem Tschiller kann nur der Zuschauer seinen Frieden machen, der ohne Wenn und Aber akzeptiert, dass Til Schweiger gar keinen Krimi, keinen klassischen "Tatort" will“, hieß es auf „tagesspiegel.de“. „Wer sein TV-Steak blutig mag, der wird bestens bedient, die anderen bekommen von der ewigen Knallerei Kopfschmerzen.“ Von einem „gewagten Spiel mit der Realität“ sprach „faz.net“ angesichts der Geiselnahme im „Tagesschau“-Studio, mit der der jüngste Tschiller-Film begann. Wäre es nach den ursprünglichen Plänen gegangen, wäre die Anfangsszene noch ganz anders verlaufen.
Wie die „Abendzeitung“ in München einige Tage zuvor berichtete, sollte „Tagesschau“-Sprecherin Judith Rakers noch vor dem „Tatort“-Vorspann als Geisel genommen werden. „Die Idee zu dem Tatort ist vor fast zwei Jahren entstanden. Dabei haben wir darüber nachgedacht, ausnahmsweise auf den klassischen Tatort-Vorspann zu verzichten“, berichtete der zuständige Norddeutsche Rundfunk (NDR). „Außerdem hätte bei dieser Variante Frau Rakers auch die "Tagesschau" präsentiert.“ Allerdings wären Nachrichtensendung und Film durch ein mehrere Sekunden langes Schwarzbild klar voneinander abgesetzt worden.
„Nach den Anschlägen und der Geiselnahme von Paris war diese Idee jedoch nicht mehr vertretbar“, betonte der Sender. „Wir wollten die Zuschauer nicht verunsichern.“ So las nun Chefsprecher Jan Hofer die 20-Uhr-Ausgabe, bevor Rakers im Film ihren Auftritt hatte. Wegen der Terroranschläge von Paris hatte „Das Erste“ die Doppelfolge auch nicht wie geplant im November gesendet. Gefreut habe den Sender der Tagessieg mit Tschillers „Fegefeuer“, hieß es. „Wir hätten uns aber natürlich mit Blick auf das Gesamtpublikum insgesamt über mehr Zuschauer gefreut.“