Tita Giese: Sie bringt Exotik in die Stadt
Tita Giese will Düsseldorfer Prachtstraße Kö mit Efeu und hellem Quarzsplitt verschönern. Widerspruch verboten.
Düsseldorf. Sie mag keine Rosen, und Rhododendron ist ihre absolute Hasspflanze. Das ist schon eine extreme Haltung für eine Frau, die einen Großteil ihres Lebens mit Pflanzen arbeitet. Tita Giese (69) realisiert in vielen großen Städten Projekte mit ungewöhnlichen Pflanzen. Jetzt möchte sie den Graben entlang der Düsseldorfer Königsallee verschönern.
Die zierliche Frau hat ein resolutes Wesen, das kein Wenn und Aber duldet. Das fängt damit an, wie man Giese nennen darf — und vor allem: wie nicht. Künstlerin? Nein. Gärtnerin? Nein. Pflanzengestalterin? Keinesfalls. „Es gibt kein Synonym für mich. Ich arbeite mit Pflanzen.“
Begrünungsware aus Gartencentern ist Giese ein Graus. Sie sucht ihre Pflanzen am liebsten in exotischen Gegenden auf der ganzen Welt aus und testet sie dann in ihrem Düsseldorfer Versuchsgarten. Sogenannte Restflächen wie Mittelstreifen und Verkehrsinseln, an denen man im Verkehr normalerweise achtlos vorbeirauscht, werden zu ihren Experimentierzonen.
Der Kö-Graben in Düsseldorf ist ein steil abfallendes Wasserufer entlang der Luxusmeile. Unter den riesigen Platanen und Kastanien gedeiht nur wenig. Gieses unnachgiebiges Urteil: „Der Rasen da sieht aus wie ein gerupftes Huhn.“ Ihr Lösungsvorschlag sieht hellen Quarzsplitt vor, auf dem Efeusorten in vielen Grüntönen, Größen und Formen einen Camouflage-Teppich bilden. Düsseldorfs Oberbürgermeister Dirk Elbers zeigte sich angetan von der Idee.
Giese hat ganz konkrete Bilder von ihren Pflanzenzonen im Kopf. Das sorgt schon mal für Reibung im Umgang mit Mitmenschen. Über Landschaftsarchitekten und Gartenämter zieht sie offen her. Wer lediglich etwas „begrünen“ will, ist bei ihr unten durch. Die Behörden-Seite zeigt sich diplomatisch: „Wir schätzen Tita Gieses gartenkünstlerische Gestaltung sehr. In der Sache gibt es keinen Krach“, betont Jürgen Fischer, Referent im Düsseldorfer Umwelt-Dezernat.
Überdies scheint ihr der Erfolg recht zu geben. Am verkehrsreichen Stresemannplatz in der Landeshauptstadt pflanzte Giese auf elf Straßeninseln hohe Yuccas und Präriegräser und grenzte sie mit Autoreifen gegen den fließenden Verkehr ab. An der Berliner Allee flankieren Palmen, Schilf, Rhabarber und Bambus die Fahrbahnen. In Basel pflanzte Giese Farnschluchten; Pflanzprojekte entstanden auch in Hamburg und München, und Paris.
Und doch: „Ich habe keine Ausbildung. Ich probiere aus. Ich kann eigentlich nichts“, sagt die Absolventin der Düsseldorfer Kunstakademie in einem Anflug von Bescheidenheit und mit leicht genervtem Unterton.