Todesflug AF 447 kurz vor der Aufklärung

Paris (dpa) - Eine der rätselhaftesten Flugzeugkatastrophen der Geschichte steht kurz vor der Aufklärung. Experten gelang es am Wochenende, die knapp zwei Jahre verschollenen Flugschreiber des in den Atlantik abgestürzten Air-France-Airbus auszulesen.

Noch in diesem Sommer werde ein Zwischenbericht mit den ersten Ergebnissen der Untersuchung vorgelegt, teilte die französische Luftfahrtermittlungsbehörde (BEA) am Montag in Le Bourget bei Paris mit. Ein Suchteam hatte das Wrack der Maschine und die Flugschreiber Anfang April in rund 4000 Metern Tiefe entdeckt.

Bei dem Absturz des Airbus A330-200 waren am Pfingstmontag 2009 alle 228 Menschen an Bord ums Leben gekommen, darunter 28 Deutsche. Klar ist bis heute nur, dass es auf dem Flug von Rio de Janeiro nach Paris in einer Unwetterfront Probleme bei der Geschwindigkeitsmessung gab. Diese Tatsache allein dürfte normalerweise aber nie zu einer solchen Katastrophe führen. Zuvor hatte es nicht einmal ein Notsignal gegeben.

Dank der beiden Geräte können die Ermittler den Flug genau rekonstruieren. Der Flugdatenschreiber registrierte zahlreiche Parameter wie Höhe und Neigungswinkel der Maschine sowie Triebwerkseinstellungen. Der Stimmenrekorder nahm während des Flugs die Gespräche und Geräusche im Cockpit auf. Die Informationen seien unabdingbar, um das Unglück vollständig aufzuklären, betonte BEA-Chef Jean-Paul Troadec in der vergangenen Woche.

Um Zweifel an der Ordnungsmäßigkeit der Untersuchung auszuschließen, waren beim Auslesen der Daten zahlreiche unabhängige Beobachter dabei, darunter zwei Experten der deutschen Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU). „Die Auswertungsarbeiten werden mehrere Wochen dauern“, teilte die französische Luftfahrtermittlungsbehörde mit.

Neben den Flugschreibern und zahlreichen anderen Flugzeugteilen hat das Bergungsteam in den vergangenen Wochen auch zwei Leichen an die Meeresoberfläche geholt. Derzeit wird geprüft, ob sie mithilfe von DNA-Proben noch identifiziert werden können. Falls nicht, soll die Ruhe der Toten nicht weiter gestört werden. Rund 50 Leichen wurden bislang auf dem Meeresboden entdeckt. Direkt nach dem Unglück vor zwei Jahren waren ebenso viele auf dem Wasser treibende Opfer geborgen worden.

Die Hinterbliebenen sind geteilter Meinung über weitere Bergungsversuche. Manche halten es für menschenunwürdig, mit den Greifarmen eines Tauchroboters Leichenteile einsammeln zu lassen. Andere wären erleichtert, ihre Angehörigen doch noch bestatten zu können.