Todesflug AF447: „Zu 95 Prozent Pilotenfehler“
Paris (dpa) - Die französische Regierung geht beim Absturz der Air-France-Maschine über dem Atlantik vor zwei Jahren nach einem Medienbericht eindeutig von einem Pilotenfehler aus.
„Die Verantwortung liegt zu 5 Prozent beim Flugzeug und zu 95 Prozent bei der Crew“, zitierte die Zeitschrift „L'Express“ einen ungenannten Mitarbeiter des Verkehrsministeriums. Es sei Experten unverständlich, warum die Piloten das Flugzeug nach oben gezogen haben, obwohl sie es nach unten hätten steuern müssen.
Die französischen Unfallermittler werten noch die Flugschreiber aus, die erst vor wenigen Wochen geborgen werden konnten. Ein Ende Mai veröffentlichter Zwischenbericht, der die letzten Minuten vor dem Absturz protokolliert, hat den Streit über die Verantwortung neu entfacht. Die Ermittler betonen, dass diese Frage noch nicht beantwortet sei.
In dem „L'Express“-Bericht hieß es weiter, zwar habe es ein Problem mit der Pitot-Sonde gegeben, die die Geschwindigkeit misst, doch dies könne den Absturz nicht erklären. „Es ist, als ob ein Autofahrer einen Platten hat, ihn repariert und ihn dann für einen Unfall zehn Kilometer weiter verantwortlich macht“, sagte der Mitarbeiter des Verkehrsministeriums dem Bericht zufolge. Im übrigen sei es nicht weiter erstaunlich, dass die Wahrheit über den Absturz der Maschine mit 228 Menschen an Bord nur zögerlich ans Tageslicht komme.
Wenige Tage vor der Luftfahrtmesse von Le Bourget wolle niemand einen Streit zwischen dem Flugzeugbauer Airbus und der Fluggesellschaft Air France riskieren. Air France sei zudem ein wichtiger Anzeigenkunde, weshalb die französischen Medien diese Geschichte zurückhaltend behandelten.
Die Air-France-Maschine stürzte am 1. Juni 2009 auf dem Nachtflug von Rio nach Paris in einem Unwetter ab. Alle 228 Menschen an Bord kamen ums Leben, unter ihnen 28 Deutsche.