Turnschuhe machen Leute
Tausende Sammler und Fashionfans kommen zur Sneakerness nach Köln. Die Messe läuft noch bis Sonntagabend.
Köln. Eigentlich ist es ja unhöflich, den Leuten nicht ins Gesicht sondern auf die Füsse zu schauen. Es gibt allerdings Ausnahmen wie die Turnschuhmesse Sneakerness, die am Wochenende tausende Sammler und Fashionfans nach Köln gezogen hat. Schon lang, bevor die Türen geöffnet wurden, reichte die Warteschlange von der Expo XXI am Gladbacher Wall bis fast zu Krefelder Straße.
Erlaubt ist an solchen Tagen auch, die Sneaker an den Füssen zu fotografieren: „Solche Fotos kann man dann online auf den verschiedenen Plattformen zeigen“, sagt Robin aus Aachen. Der Sammler besitzt selbst etwa 50 Exemplare und gibt pro Monat auch schon mal bis zu 1500 Euro für Sneaker aus. „Teilweise trage ich die Schuhe jeden Tag, andere, teuere kommen nur bei besonderen Anlässen und gutem Wetter raus“, erklärt der 19-Jährige.
Etwa 110 Paar Sneaker besitzt Rafaela aus Dortmund: „Warum kann ich nicht wirklich schlüssig erklären, aber es ist auf jeden Fall eine Leidenschaft von mir. Hier suche ich alte Laufschuhe im Vintage-Stil“, sagt die 38-Jährige. Erst am Anfang der Sammlerkarriere steht Linos aus Bielefeld: „Turnschuhe sind bequem und sehen super aus. Es macht Spaß, sie zu tragen, und hier auf der Messe Gleichgesinnte und Freunde zu treffen“, sagt der 16-Jährige.
„Ein klaren Trend zum Sneaker erkennt Daniel Giebel vom Magazin Sneakerfreaker: „Wir haben hier mit so einem Ansturm gerechnet. Schon bei der Sneakerness in Paris war die Nachfrage riesig. Die Zahl der Sneakerfans ist deutlich angestiegen. Das gilt auch für weibliche und jüngere Sammler, die einen immer größeren Teil der Szene einnehmen“, erklärt der Experte.
Gefragt sind in Deutschland und Mitteleuropa gerade Laufschuhe aus den vergangenen Jahrzehnten. „Aber auch Basketball und Tennis wird eine größere Rolle bei den Sneakern spielen“, sagt Giebel. Etwa 100 bis 150 Euro müssen die Fans im Durchschnitt für ein Paar der angesagten Turnschuhe zahlen. „Nach oben sind die Preise aber völlig offen“, weiß Giebel.
In der Halle gibt es vom gebrauchten Sneaker bis zu den topaktuellen Modellen alles zu bewundern. Auch Socken spielen eine wichtigere Rolle: „Diese müssen auf die Sneaker farblich abgestimmt und auch noch funktional sein. Angesagte Farben sind Grün- und Blautöne. Dazu kommen auch knallige Neonfarben“, sagt Diana Zacher vom deutschen Hersteller Falke.
Wem der Turnschuh im Regal nicht reicht, für den gibt es bei Lisa Winter und Agathe Firlewicz auch das Gemälde vom Sneaker: „Wir sind selbst Sammler und bewaren die Schuhe, wie viele andere, im Karton auf. Mit einer kleinen Zeichnung vom Schuh, weiß man sofort, was im Karton ist“, berichtet Winter von den Anfängen ihrer Idee. Inzwischen gibt es da Ganze auch schon in Groß und im Rahmen. „Viele Sneaker haben besondere Namen. So gibt es einen, der Burger heißt — und wir verbinden dann im Bild den Namen und den Schuh“, erläutert Firlewicz.
Kleine Kunstwerke zaubert auch Olli Ollanski, der aus Papier kunstvoll Turnschuhe bastelt. „Inzwischen kann ich davon leben. Ich baue Papiermodelle für Werbeagenturen oder Hersteller“, sagt der Berliner, bei dem es auch einen Turnschuh als Geburtstagstorte zu sehen gibt. Außerdem können Besucher am Stand auch Bastelbögen für Sneaker aus Papier mitnehmen.
War es früher verpönnt Turnschuhe zu putzen, sind heute gut erhaltene, sauber Exemplare angesagt: „Gerade bei limitierten, teueren Editionen wollen die Sammler Verschmutzungen unbedingt vermeiden“, sagt Enno Knuth, der als Weltneuheit einen Spray vorstellt, der Schmutz komplett vom Sneaker abhalten soll.