Usher strippt für seine Fans in Hamburg
Hamburg (dpa) - Kaum ist der weiße Vorhang gefallen, erfüllt Kreischen die ausverkaufte O2 World in Hamburg. Dabei fehlt von US-Sänger Usher noch jede Spur. Stattdessen leuchten vier als Ninjas verkleidete Tänzer mit Taschenlampen in die rund 12 000 überwiegend weiblichen Gesichter.
Sekunden später erreicht der Geräuschpegel seinen vorläufigen Höhepunkt: Usher steht schwarz gekleidet in der Mitte der Bühne und zieht sich - umgarnt von lasziven Tänzerinnen - langsam den Motorradhelm vom Kopf.
Die Erfolgsformel des Abends ist einfach, aber effektiv: Pyrotechnik und viel nackte Haut. Letzteres zelebriert Usher, der am Samstagabend auf seiner „OMG“-Welttournee in der Hansestadt Station machte, ausgiebig. Kaum ist der Helm gefallen, sind zu den Klängen von „She Don't Know“ die Handschuhe an der Reihe. Auch der Jacke entledigt sich der 32-Jährige per Striptease, um dann „Yeah“ anzustimmen - das dürften sich die meisten Zuschauerinnen in diesem Moment gedacht haben.
Was folgt, ist reiner Körperkult mit klaren Rollenverteilungen. Usher tanzt und zieht sich aus, die Frauen kreischen. Kaum ist ein T-Shirt zerrissen in den ersten Zuschauerreihen verschwunden, kehrt der Sänger in neuem Outfit und wahlweise glitzernden Schuhen oder mit goldenem Mikrofon in Pistolenform auf die Bühne zurück - um kurze Zeit später erneut seinen durchtrainierten Oberkörper zu entblößen. Spätestens da wird klar, warum Usher auf ein aufwendiges Bühnenbild verzichtet. Nur einige Tänzer duldet er neben sich.
Seit 17 Jahren ist Usher Raymond IV. im Showgeschäft, doch trotz Routine und sich wiederholenden Kopulationsimitationen, gelingt es ihm immer wieder, sein Publikum in Hamburg zu überraschen. Ohnmachtsgefahr droht, als der Frauenschwarm seine Schauspielkünste unter Beweis stellt und scheinbar willkürlich einen weiblichen Fan zu sich auf die Bühne bittet und zu „Crazy“ verführt.
Kein Wort sagt Usher zu seinen Auftritten vor dem Gaddafi-Clan. Er soll zu den Stars gehört haben, die laut US-Medien Privatkonzerte für Mitglieder des Clans von Libyens Staatschef Muammar al-Gaddafi gegeben haben. Auch das Konzert-Debakel im Januar sprach er nicht an, als er in Deutschland mehrere Konzerte krankheitsbedingt abgesagt und besonders seine Fans in Berlin verärgert hatte: Dort trat Usher damals bei einem Nachholtermin mit 30-minütiger Verspätung auf, unterbrach kurz nach Beginn die Show, sang dann vor allem Playback und verließ nach 40 Minuten endgültig die Bühne. Becher flogen, der Sänger erntete Buhrufe und Pfiffe.
Dafür bedankt sich Usher in Hamburg für die Unterstützung in den vermeintlich schweren Zeiten - und verteilt Komplimente und Liebesschwüre an die „lovely ladies“ der Hansestadt. Mehr Zuneigung erfährt nur einer: Michael Jackson, der verstorbene King of Pop. „Ihm habe ich es zu verdanken, dass ich heute hier bin“, sagt der R&B-Sänger und wirkt fast nachdenklich, bevor er seinem Vorbild mit einem Medley und „Moonwalk“ Tribut zollt. Das ist beim großen Finale längst vergessen: Mit grandioser Tanzeinlage und Konfetti-Regen verabschiedet sich Usher von der feiernden Masse.