Vegetarierer durch die „Bravo“
Ein Bericht in der Jugendpostille veränderte das Leben von Björn Moschinski. Heute betreibt er ein veganes Restaurant.
Berlin. Björn Moschinski war 14 Jahre alt, als er in der Jugendzeitschrift Bravo einen Artikel las, der sein Leben veränderte: Es ging in diesem Artikel um Massentierhaltung und Tiertransporte und Moschinski wurde auf der Stelle Vegetarier. Ein Jahr später gelangte er zu der Überzeugung, dass selbst Vegetarier Leid an Tieren verursachen und so wurde er mit 15 Veganer.
Björn Moschinski
Das ist inzwischen 19 Jahre her und heute ist Björn Moschinski einer der kreativsten und bekanntesten Vegan-Köche Deutschlands. Sein Credo: „Veganismus ist kein Verzicht auf gutes Essen, man muss nur mit anderen Rohstoffen kochen.“ Das muss man in der Tat, denn in der veganen Küche ist ja nicht nur Fleisch tabu, sondern jedes tierische Produkt, also auch Butter, Milch, Sahne, Joghurt, Quark, Käse usw.
All das durch pflanzliche Rohstoffe zu ersetzen und trotzdem abwechslungsreich, schmackhaft und raffiniert zu kochen — das ist die große Herausforderung für einen Vegan-Koch. „Die Qualität der veganen Rohstoffe“, sagt Björn Moschinski, „ist in den vergangenen Jahren enorm gewachsen, damit kann man wirklich hervorragend arbeiten.“ 2001 fing Björn Moschinski mit dem Kochen an. Er hatte einen VW-Bus als mobile Küche ausgerüstet, fuhr damit vier Jahre lang durch Deutschland und bot vor allem Filmproduktionen an ihren Sets aber auch dem Publikum von Musikfestivals sein Catering an.
Das lief ganz gut, veganes Essen war noch neu und unentdeckt und kam in manchen Szenen auch sehr gut an. „Der große Nachteil war, dass ich mich an jedem Standort neu profilieren musste und so entstand der Wunsch nach einem eigenen Restaurant.“
Moschinski, der Selfmade-Koch, ging in die Profi-Gastronomie, machte diverse Praktika, um das Handwerk zu lernen. 2007 wurde er Souschef in einem Münchner Öko-Restaurant und ein Jahr später Chefkoch im La Mano Verde, einem veganen Spitzenrestaurant in Berlin.
Inzwischen hat er in Berlin sein eigenes Restaurant, in dem er seine Gäste mit gutbürgerlicher, deutscher Küche überzeugen will. Auch das wieder eine ganz besondere Herausforderung, „denn die deutsche Küche ist ja in erster Linie eine Fleischküche“. Im Kopps aber sind die Rouladen und Frikadellen zum Beispiel eben nicht aus Fleisch.
Björn Moschinski ist kein Vegan-Missionar, eher ein fröhlicher und ambitionierter Koch und Genießer. Ein aktiver und umtriebiger Mensch, der sich mit Erreichtem nicht so leicht zufrieden gibt.
Moschinski macht vegane Kochschulungen, er kocht mit Kindern und in Kantinen und er hat jetzt sein zweites Kochbuch auf den Markt gebracht: „hier & jetzt vegan“, wobei das hier & jetzt vor allem das marktfrische Einkaufen und das saisonale Kochen meint.
Ein neues Restaurant-Projekt in Berlin ist auch im Gespräch. Bei all dem steht an erster Stelle, wie aus vermeintlichem Verzicht ein Genusserlebnis werden kann.