Verbotene Souvenirs im Gepäck
Am Flughafen werden Spürhunde im Kampf gegen den Handel mit geschützten Tieren eingesetzt. Touristen sind oft unwissend.
Düsseldorf. Uno wedelt mit dem Schwanz, arbeitet sich aufgeregt hechelnd die Kofferreihe entlang und steckt seine Schnauze tief zwischen die Gepäckstücke. Seine Leine baumelt an der Hand von Guido Nickel. Der Zollbeamte schlendert wachsam neben dem aufgeweckten Labrador durch die Abflughalle und weist immer wieder auf die Koffer.
Bei einem blauen Koffer ist Uno nicht mehr zu bremsen. Der Spürhund springt auf das Gepäckstück, beißt sich fest und versucht, seine Schnauze in die Öffnung zu bohren — Treffer! Uno hat eine Schlangenhaut erschnüffelt. „Er ist eine sehr zuverlässige Hilfe im Artenschutz, die Trefferwahrscheinlichkeit ist sehr hoch“, lobt Guido Nickel und krault seinem Diensthund den Hals.
Der Zoll setzt eine Handvoll Spürhunde gezielt ein, um den Handel mit geschützten Tieren und Pflanzen erfolgreicher zu bekämpfen. Uno hat nach seiner zweijährigen Ausbildung 2008 im Ankunftsbereich des Frankfurter Flughafens schon 450 Reisende überführt. In Düsseldorf stellte er sein Können gestern unter Beweis.
Im letzten Jahr hat der Zoll über 70 000 geschützte Gegenstände sichergestellt. Die Asservatenkammer am Düsseldorfer Airport gleicht einem Gruselkabinett: Gehörmuschelknochen vom Pottwal, Elefantenfüße, Kobras in Alkohol, ein Berg Schildkrötenpanzer und zu einem Aschenbecher verarbeitete Kaimane, von denen gleich ein ganzer Container eintraf, haben die Zollbeamten und ihre Diensthunde aus dem Verkehr gezogen.
Über allem thronen ein ausgestopfter Steinadler und ein Schimpanse aus Afrika. Auch lebende Tiere, in einem Fall 1000 lebende Skorpione, finden sich im Gepäck. Fast harmlos wirken dagegen in Goldringe eingefasste Elefantenhaare und Portemonnaies aus Kaiman- und Waranleder.
In 90 Prozent der Fälle haben Urlauber die unerlaubten Mitbringsel im Gepäck. „Die Menschen machen sich einfach keine Gedanken darüber. Und dann kommt das böse Erwachen“, weiß Rainer Fenske vom Zoll.
Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) warnt vor verbotenen Souvenirs. „Das ist natürlich peinlich, wenn man dann den Koffer öffnen muss und es fällt etwas heraus.“ Vielen Reisenden seien die ökologischen Schäden gar nicht bewusst.
Nicht immer ist das Vergehen eindeutig. In manchen Schlankheitspillen versteckt sich Orchideenpulver — verbotenerweise. Auch Strandfunde wie Korallen und besondere Muscheln stehen auf den Artenschutz-Listen. „Unwissenheit schützt aber nicht vor Strafe“, mahnt Irmgard Kahl vom Bundesamt für Naturschutz. Nicht alles, was man kaufen könne, könne man auch legal besitzen. Hendricks rät: „Am besten gar keine Naturprodukte mitbringen.“
Als ahnungslose Ersttäter kommen Urlauber noch mit einer Verwarnung davon. Beim Verdacht auf illegalen Handel wird immer die Staatsanwaltschaft eingeschaltet.
Kommerzielle Schmuggler haben sich mittlerweile auf Reptilien, Elfenbein und Nashorn spezialisiert. „Weltweit nehmen Wilderei und der illegale Handel mit geschützten Arten zu“, sagt die Ministerin. Vor allem der Handel im Internet boomt. Hohe Geldstrafen und bis zu fünf Jahre Gefängnis scheinen Wilderer, Händler und Käufer nicht abzuschrecken. Guido Nickel und Uno haben noch viel zu tun.