Vernetzt, altmodisch, robust: Die neuesten Kameratrends

Berlin (dpa/tmn) - Linse, Auslöser, Einstellmöglichkeiten, fertig - das war einmal. Die neuen Kameras, die es auf der IFA zu sehen gibt, haben immer mehr Funktionen an Bord. Manche gehen ins Netz, andere können theoretisch auch eine Lawine überstehen.

Eigentlich haben die Kameras ja ihre eigene Messe. Allerdings gibt es die Photokina in Köln nur alle zwei Jahre, nächster Termin ist erst der 16. September 2014. Also verwundert es nicht, dass in diesem Jahr viele Hersteller die Berliner Technikmesse IFA (6. bis 11. September) zur Präsentation ihrer Neuigkeiten rund um Kompakt- und Systemkameras, Actioncams und Camcorder nutzen. Ein Rundgang über die Stände zeigt: Ein altmodischer Look ist genauso im Trend wie viele neue Zusatzfunktionen - allen voran der Netzwerkzugang per WLAN.

Den bieten inzwischen fast die Hälfte aller neuen Digitalkameras, sagt Markus Bautsch von der Stiftung Warentest. Auch bei Canon ist das so. Am seinem Messestand zeigt der japanische Hersteller 21 Ixus- und Powershot-Modellen, 10 davon gehen per WLAN ins Netz. Eine der netzwerkfähigen Kameras ist die Powershot G16 - der Vorgänger G15 hatte diese Funktion noch nicht. „Das ist ein Trend, der sich wirklich durchgesetzt hat“, sagt Canon-Produktmanager Jörg Ammon.

Höchst unterschiedlich ist aber, was die Geräte mit dem Internet-Zugang anstellen. „Im einfachsten Fall können sie einfach Bilder irgendwohin hochladen oder per Mail verschicken“, sagt Markus Bautsch von der Stiftung Warentest. Praktisch ist das zum Beispiel, um Schnappschüsse schnell bei Facebook oder Twitter einzustellen, der Umweg über den Computer entfällt.

Interessanter wird es, wenn sich die Kameras per WLAN mit Tablet oder Smartphone fernsteuern lassen. Eine Funktion ist ganz klassisch: das Auslösen. „Bei manchen Kameras sehe ich aber auch den Sucher als Livebild auf dem Display“, sagt Bautsch.

Manche Kameras lassen sich auch mit der Funktechnik NFC an kompatible Smartphones koppeln. Eine kurze Berührung des Displays genügt. Klingt simpel, ist laut Warentester Bautsch aber ein großer Komfortgewinn: „Das ist viel komfortabler, als ein langes WLAN-Passwort über das fummelige Kameradisplay einzugeben.“

Um bessere Selbstporträts geht es bei Nikons neuer S6600: Der Bildschirm der Kompaktkamera lässt sich drehen und schwenken und ermöglicht eine Gestensteuerung, ähnlich wie bei der Kinect für Microsofts Xbox 360. Konkret bedeutet das: Der Nutzer muss nur eine Hand vor dem Display in die Luft halten und kann dann mit einer Winkbewegung den Auslöser betätigen.

Auch am Design von Kameras wird stets gefeilt. Hingucker sind etwa die Panasonic-Modelle Lumix GF6 und GX7, beide mit schicker Retrooptik. Die GX7 ist eine vollwertige Systemkamera mit wechselbaren Objektiven für um die 1000 Euro, dazu gibt es aber noch einen praktischen optischen Sucher zum Umklappen. Der fehlt der GF6, dafür kostet sie als Kompaktmodell nur gut die Hälfte. In der gleichen Preisklasse spielt die P7800 von Nikon, die sich ebenfalls um einen schicken Retro-Look bemüht.

Eine Stufe günstiger sind Lifestyle-Kameras. Erwähnenswert: Die neue Coolpix S02, ebenfalls von Nikon. Sie ist kaum breiter und höher als eine Kreditkarte, kann im Gegensatz zum Vorgänger S01 aber Full-HD-Videos aufzeichnen. Canons Konkurrenz im Segment, die Powershot N, will dagegen mit ungewöhnlicher, quadratischer Form und einem Kreativmodus punkten: Damit schießt die Kamera bei jedem Auslösen sechs Bilder, die dann automatisch unterschiedlich gefiltert und ausgeschnitten werden. „Die Zielgruppe sind da natürlich nicht die klassischen Hobbyfotografen“, sagt Canon-Manager Ammon. Im Fokus sind Nutzer, die an das Fotografieren mit Handy gewöhnt sind.

Nur eine kleine Rolle spielen auf der IFA dagegen die Camcorder, was einen Grund hat: Die teureren Spiegelreflex- und Systemmodelle sind inzwischen oft exzellente Videokameras. Heute gibt es Camcorder eher in einer speziellen Form, nämlich als sogenannte Actioncams. Die sind weniger für gemütliche Familienfeiern, sondern eher für Abenteuer gedacht - Skifahrer können sie am Helm befestigen und spektakuläre Abfahrten festhalten, Mountainbiker klemmen sie sich an den Fahrradlenker. Robuste Gehäuse schützen vor Staub und Wasser, teilweise auch vor Hitze und Kälte.

Ein Beispiel für solche Actioncams ist die 135 Gramm schwere und nur 35 Millimeter dicke Addixion GC-XA2 von JVC. Sie ist nicht nur robust, sondern auch netzwerkfähig: Theoretisch lassen sich waghalsige Manöver damit sogar per WLAN live ins Netz übertragen - ein funktionierendes Netzwerk natürlich vorausgesetzt. Ähnlich funktioniert auch Sonys neue HDR-AS30V, die deutlich kleiner und schlanker ist als der Vorgänger AS15. Sie bietet nicht nur WLAN und NFC, sondern weiß dank GPS-Funktion auch, wo die letzte Fahrradtour genau stattfand.

Eine klassische Funkfernbedienung, die Sportler am Arm befestigen können, hat Toshibas Camileo X Sports. Sie bietet ebenfalls ein robustes Gehäuse gegen Umwelteinflüsse. Im Gegensatz zu vielen Konkurrenten hat sie ein Display und eignet sich so besser für Aufnahmen bei Hochzeiten und Taufen. Gleiches gilt für Canons Legria mini, eine Videokamera mit ungewöhnlichem Format und drehbarem Display. Sie ist vor allem für Nutzer gedacht, die sich gerne selbst filmen, etwa für Videoplattformen im Netz.