Vierte Leiche nach Haus-Explosion entdeckt
Itzehoe (dpa) - Vier Tote und 15 Verletzte - das ist die schreckliche Bilanz der Haus-Explosion in Itzehoe. Helfer bargen in der Nacht zum Dienstag die Leiche eines 45-jährigen Hausbewohners aus den Trümmern.
Es war die letzte Person, die noch vermisst worden war.
Die Suche nach möglichen Opfern wurden anschließend eingestellt. Von den 15 Verletzten schwebe inzwischen niemand mehr in Lebensgefahr, sagte ein Polizeisprecher.
Der Auslöser der Tragödie in Schleswig-Holstein ist weiter unklar. Dass ein Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg hochgegangen sein könnte, schloss die Polizei - nach den bisherigen Erkenntnissen - aus.
Experten des Landeskriminalamts untersuchten das Trümmerfeld des völlig zerstörten Hauses in der Schützenstraße. Die Staatsanwaltschaft Itzehoe bestätigte, dass das Haus einen Gasanschluss hatte. Ein Todesermittlungsverfahren sei eröffnet worden. „Wir stehen am Anfang“, sagte Staatsanwalt Peter Müller-Rakow. „Wir ermitteln in alle Richtungen.“
Die Möglichkeit einer Gasexplosion stehe aber besonders im Blickpunkt. „Gasgeruch allein ist kein hinreichender Beleg“, sagte ein Polizeisprecher. In den Straßen rund um die Unglücksstelle wurde das Gas sicherheitshalber abgestellt.
In der Nähe des Hauses hatte es Bauarbeiten an der Kanalisation gegeben. Dass dabei eine Gasleitung beschädigt worden sein könnte, sei reine Spekulation, sagte ein Polizeisprecher. Bei der Explosion am Montag gegen 9.00 Uhr kamen ein 58 Jahre alter Bauarbeiter und drei Hausbewohner ums Leben; sie waren 36, 38 und 45 Jahre alt. Ein Baggerfahrer erlitt schwere Verletzungen.
Innenminister Andreas Breitner (SPD) beschrieb auf Facebook seine persönlichen Eindrücke vom Unfallort: „Schlimm, mit welcher Wucht sich ein solcher Unglücksfall auswirken kann. Verletzte und Tote. Zwei Häuser nahezu komplett weg, viele weitere im ganzen Umkreis stark beschädigt.“
Bei strahlendem Sonnenschein gingen am Morgen die Aufräumarbeiten weiter. Das völlig zerstörte Haus war weiträumig abgesperrt. Polizisten schützten das Arreal. Mit schwerem Gerät wurden große Schuttmengen abgefahren und für weitere polizeiliche Untersuchungen zunächst zwischengelagert. „Es sieht aus wie im Zweiten Weltkrieg“, sagte der Anwohner Dirk Lindemann. „Meine Oma hatte mir erzählt, wie es damals war. Jetzt kann ich es ein bisschen nachempfinden.“
Die Druckwelle der Explosion beschädigte mehrere angrenzende Gebäude. Rund 100 Menschen durften nicht in ihre Wohnungen zurück, Statiker sollten die Gebäude zunächst begutachten. Einige Betroffene verbrachten die Nacht in Hotels, andere bei Verwandten und Freunden. Zunächst war nicht absehbar, wann sie wieder zurück dürfen.
Bis spät in die Nacht zum Dienstag hatten Spürhunde und Rettungskräfte unter den Trümmern nach dem letzten Vermissten gesucht. Die Helfer mussten den Schutt teils mit bloßen Händen abtragen. Die Stadt Itzehoe sammelt nun Spenden, um den Verletzten und materiell Geschädigten der Explosion zu helfen.