Kommt 2G? So könnten die Wiesn 2022 aussehen

München · Zum zweiten Mal in Folge heißt es in München auf der Theresienwiese im Herbst: Corona-Testzelt statt Wiesn-Festzelt. Das sind die Pläne.

Corona und Wiesn - geht das?

Foto: dpa/Tobias Hase

Nach zwei Jahren ohne Oktoberfest soll es 2022 in München wieder heißen: „Ozapft is“. „Nächstes Jahr wird es die echte Wiesn geben“, verspricht der Wiesnchef und Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU). „Nächstes Jahr sehen wir uns wieder live auf der Wiesn.“ Dafür laufen Planungen, wie Baumgärtner der Deutschen Presse-Agentur sagte. Voraussetzung sei, dass nicht Bundes- oder Landesregelungen dagegen stehen. Sicherheit habe oberste Priorität.

Er halte es tendenziell für möglich, dass das Fest mit Geimpften und Genesenen gefeiert werden könne, sagt Baumgärtner - eventuell mit zusätzlichen Tests für beide Gruppen, da auch sie das Virus tragen könnten. „Worüber wir nachdenken, ist 2G und zusätzliche Tests. Unser Ziel ist es, eine sichere Veranstaltung hinzustellen. Wir wollen, dass sich Besucher weltweit darauf einstellen können - schon jetzt.“

Dieses Jahr bleibt die Theresienwiese am Samstag zum ursprünglichen Wiesnstart leer. Statt Festzelten stehen dort Corona-Testzelte. Ein Alkoholverbot wie 2020 soll dort aber nicht gelten. Es gebe eine signifikant hohe Impfquote, zudem setze er auf die Vernunft der Leute. „Wir haben das Vertrauen, dass diejenigen, die sich trotzdem auf der Wiesn einfinden, das unter Einhaltung der Hygienevorschriften tun. Wir haben keine Anhaltspunkte, dass da ein Massenphänomen stattfindet“, sagt Baumgärtner. Das Gelände sei eine öffentliche Grünfläche. „Die kann im Rahmen der Vorschriften jeder nutzen, wie er will. Es darf auf der Theresienwiese auch Bier getrunken werden.“

Ein „Prosit“, teils mit originalem Wiesnbier, das die Brauereien trotz der Absage des Fests gebraut haben, soll es in Münchner Gaststätten geben. Gut 50 Innenstadt- und Wiesnwirte laden von Samstag an für die ursprünglich geplante Wiesnzeit bis 3. Oktober zur Wirtshauswiesn. Die Wiesn sei kein Ort oder eine Veranstaltung, sondern vor allem Lebensgefühl, werben sie für die Kneipenversion.

Der Münchner Alt-Oberbürgermeister und Ex-Anzapfkönig Christian Ude (SPD) wird um 12.00 Uhr im Schiller Bräu ein Fass anstechen, teilen die Wirtinnen mit. Ein nostalgischer Akt: Ude hatte als erster OB auf der Wiesn 2005 das 200-Liter-Fass mit nur zwei Schlägen angezapft.

Das Anzapf-Zeremoniell, mit dem normalerweise der amtierende Oberbürgermeister im Schottenhamel-Zelt das Fest mit dem Ruf „Ozapft is“ eröffnet, wird nun in verschiedenen Gaststätten unterschiedlich zelebriert. Während im „Platzl“ ganz traditionell der Chef des Hauses und Sprecher der Wiesnwirte, Peter Inselkammer, das erste Fass ansticht, schwingt ein paar Schritte weiter im Hofbräuhaus das Wiesnplaymate 2021 Vanessa Teske den Schlegel.

Bei Stange halten sollen Fans auch virtuelle Wiesnführungen. Dabei geht es online über die Theresienwiese. „Es ist ein eingeschränktes Erlebnis, aber es ist ein Erlebnis“, sagt Baumgärtner. „Die Wiesn lebt im zweiten Pandemiejahr in den Herzen ihrer Fans.“

Auch die Lufthansa hat das Oktoberfest nicht vergessen. Die Trachtencrew schlüpft für einige Dutzend Flüge in Deutschland, Europa und in den USA in Dirndl und Lederhose - als Hommage an das Fest.

Für die Chance auf eine echte Wiesn 2022 führt Baumgärtner auch die Internationale Automobil-Ausstellung (IAA) an. Die Menschen hätten die Maßnahmen akzeptiert und etwa Tests oder Impfnachweise hochgeladen. „Es wurden deutlich mehr praktische Erfahrungen gesammelt, was man den Menschen zumuten kann und wie eine Großveranstaltung wirtschaftlich, technisch und logistisch durchführbar ist.“ Allerdings wurde auf der IAA nicht im großen Stil Alkohol konsumiert, es galten Abstandsregeln.

Abstand halten ist im Bierzelt mit feiernden Massen kaum möglich. Wiesnwirte bleiben mit Aussagen über ein Oktoberfest 2022 vorerst zurückhaltend. Auch Mediziner hatten sich zuletzt vorsichtig geäußert. Der Pandemiebeauftragte des Klinikums rechts der Isar der Technischen Universität München, Christoph Spinner, sagte im August, er wolle noch keine Prognose abgeben. Die Entwicklung der Pandemie und von besorgniserregenden Virusvarianten, der Impffortschritt und viele Faktoren mehr spielten eine Rolle in der Risikobetrachtung.

Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) hatte Medien zufolge im Juni gesagt, er wolle eine Wiesn 2022. Mit Fachleuten solle ein Konzept erstellt werden. Schließlich wolle er das Anzapfen nicht verlernen.

(dpa)