Voll obama: "Hartzen" ist das Jugendwort des Jahres
Düsseldorf. Heute schon abgehartzt? Wenn Sie ein raffgieriger Bankster sind, ist das ziemlich unwahrscheinlich. Als Pisaopfer haben Sie da schon bessere Chancen, irgendwann als Hartzer zu enden.
Sie verstehen nicht wirklich, worum es hier geht? Dann sind Sie vermutlich längst in der sprachlich langweiligen Erwachsenenwelt angekommen. Während sich die Deutschen jenseits der 20 lange darüber streiten können, ob es nun besser ist, Schifffahrt mit zwei oder drei "f" zu schreiben, geht die Jugend höchst kreativ und wunderbar anarchisch mit dem Sprachgut um.
Seit 2008 wird auf Initiative des Langenscheidt-Verlags das schönste Ergebnis der Wortschöpfung zum Jugendwort des Jahres gekürt. Eigentlich ganz schön spießig, so eine Auszeichnung. Für Erwachsene ist der Wettbewerb aber eine tolle Sache, gibt er ihnen doch die Chance, morgens im Bus zumindest Bruchstücke der Kommunikation zwischen Schülern zu verstehen.
Beispiel gefällig? "Der schluckt sicher Pornflakes" - in dem Wissen, dass es sich dabei nicht um Frühstücksflocken sondern um Viagra handelt, erscheint das vermeintliche Kompliment des Halbstarken plötzlich in ganz anderem Licht - von wegen gut gefrühstückt...
Nicht zuletzt zeigen die Jugendwörter aber auch, dass ihre Schöpfer aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen durchaus intelligent und humorvoll reflektieren. Beispiel "Bankster": Die Kombination aus Banker und Gangster, nach allgemeinem Konsens verantwortlich für die Weltwirtschaftskrise, schaffte es auf Platz drei.
Gewonnen aber hat in diesem Jahr das Verb "hartzen" - ein Synonym für "arbeitslos sein" oder "rumhängen". Die sprachliche Kreation von Hartz IV überzeugte die Jury auch deshalb, weil sich aus dem Verb viele neue Wörter bilden lassen: Menschen können gemütlich "rumhartzen" oder "abhartzen" und werden damit zum "Hartzer" - ein Wort, das fortan nicht mehr zwangsläufig für den Stinkekäse aus der Werbung steht.
Auf Platz zwei schaffte es das Adjektiv "bam" (anderes Wort für cool), Platz vier belegt das "Rudelgucken". Das ist die deutsche Form des 2006 (und auch 2010 wieder?) so beliebten Public-Viewing. Das spricht Bände, wenn sogar die Jugend das gequält-hippe englische Wort verschmäht. Auf Platz fünf dann das "Pisaopfer". So werden Schulabgänger mit mangelnder Allgemeinbildung bezeichnet. Die dann wiederum - siehe oben - zum Hartzer zu werden drohen.
Wer jetzt seine Allgemeinbildung in Sachen Jugendsprache etwas "pimpen" (aufmotzen) will: Im Oktober ist der Langenscheidt "Hä?? Jugendsprache unplugged 2010" rausgekommen. Hier werden 200 Wörter vorgestellt, die voll "obama" (neu) sind - von "Aknestäbchen" (Pommes) bis "Zungenleichtathlet" (guter Küsser).