Von Allerheiligen bis Zapfenstreich: Ein Halloween-ABC

Berlin (dpa) - Gespenster, Gruseleien und süße Gaben - der Halloween-Brauch schwappte einst von Irland nach Amerika. Seit einigen Jahren wird er auch in Deutschland zelebriert. Nicht jeder ist darüber glücklich.

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Fakten von A bis Z.

Kommerz oder Kultur? An Halloween ziehen auch in Deutschland jedes Jahr Kinder von Tür zu Tür, auf der Jagd nach Süßigkeiten. Partygänger und Verkleidungsfanatiker freuen sich darüber, der Handel und die Kürbisbauern auch. Doch die Kirchen halten wenig von dem Spuk, und wenn Streiche zu weit gehen, rückt auch die Polizei immer wieder an. Der Halloween-Brauch von A bis Z:

A wie Allerheiligen: Folgt unmittelbar auf die Halloween-Nacht. Das schaurige Spektakel wird stets am 31. Oktober gefeiert, dem Abend vor Allerheiligen - daher auch der Name Halloween, vom englischen „All Hallows' Eve“.

B wie Blut: Kunstblut für das Gesicht, echtes Blut für den guten Zweck: Das Universitätsklinikum Münster ruft an Halloween zum Blutspenden in schauriger Atmosphäre auf. Bei einer Blutspende-Party im österreichischen Burgenland feierten Gäste in den vergangenen Jahren gratis, wenn sie sich vom Roten Kreuz Blut abzapfen ließen.

C wie Curtis:US-Regisseur John Carpenter erweckt in „Halloween - Die Nacht des Grauens“ (1978) den psychopathischen Killer Michael Myers zum Leben - weshalb die junge Jamie Lee Curtis schreit wie am Spieß. Der Film „Halloween“ wurde zum Vorbild zahlreicher Gruselschocker.

D wie Drama: Im schwedischen Göteborg sterben 1998 insgesamt 63 Menschen auf einer Halloween-Party. Vier später zu langen Haftstrafen verurteilte Brandstifter hatten das Feuer vor dem einzigen Zugang einer Diskothek gelegt, weil ihnen der Zutritt verwehrt worden war.

E wie Eisenzeit:Die Ursprünge des Brauchs sind wahrscheinlich bereits 2500 Jahre alt. Die Kelten feierten mit ihrem Totenfest „ Samhain“ (gälisch für November) das Sommer-Ende mit Freudenfeuern und Opfergaben.

F wie Freizeitparks: Da wird die Geisterbahn aufpoliert: Auch deutsche Freizeitparks machen ein Geschäft mit Grusel-Wochen. Der größte deutsche Freizeitpark, der Europa-Park in Rust bei Freiburg, hat sich dieses Jahr nach eigenen Angaben mit Hunderttausenden Kürbissen, Äpfeln, Maisstauden und Strohballen geschmückt.

G wie Gegner: Die Kirchen halten eher wenig von dem Spuk. Katholiken fürchten, dass das Totengedenken an Allerheiligen und Allerseelen der Spaßkultur zum Opfer fallen könnte. Und Protestanten sehen ihren am 31. Oktober begangenen Reformationstag in Gefahr.

H wie Hexen-Heidi: Heidi Klum schmeißt jedes Jahr mit Promi-Freunden eine extravagante Halloween-Party in New York und sorgt mit ihren Kostümen für Schlagzeilen. Im vergangenen Jahr erschien das 41 Jahre alte Model als alte Frau mit Krampfadern und Gehstock.

I wie Iren: Die Iren wandelten den keltischen „Samhain“-Brauch ab. In ihrer Mythologie kommen in dieser Nacht Gestorbene aus dem Totenreich zurück. Die Iren verkleideten sich mit grausigen Masken, um Geister und Dämonen abzuschrecken.

J wie Jack-O'-Laterne: Jack O' war der Legende nach ein irischer Trinker und Betrüger. Nach seinem Tod warf der Teufel den Gauner aus der Hölle - und ein wenig Feuer gleich hinterher. Jack steckte die Glut in eine ausgehöhlte Rübe, um damit zwischen Himmel und Hölle durch die Finsternis zu wandern. Heute sind die ausgehöhlten Kürbis-Laternen nach ihm benannt.

K wie Kürbis: Ist mit eingeschnitzter Fratze und Teelicht das Symbol für Halloween. Das freut auch die deutschen Bauern - vor zwei Jahren zum Beispiel wurden laut Statistischem Bundesamt rund 69 000 Tonnen Speisekürbisse geerntet, innerhalb von sechs Jahren hat sich die Anbaufläche demnach mehr als verdoppelt.

M wie Magier:Ausgerechnet an Halloween stirbt im Jahr 1926 der große amerikanische Entfesselungskünstler Harry Houdini. Der jüdische Friedhof im New Yorker Stadtteil Queens war an seinem Todestag über Jahrzehnte ein Wallfahrtsort für seine Anhänger. Manche wollten dem Meister offenbar mit Vorschlaghämmern zur Auferstehung verhelfen: Houdini hatte zu Lebzeiten Dutzenden Menschen versprochen, dass er sein Grab verlassen und zu ihnen kommen wolle.

N wie Nachzügler: Irische Auswanderer brachten den Brauch im 19. Jahrhundert in die USA mit, später kam er nach Europa zurück. Vor rund 20 Jahren schwappte Halloween nach Deutschland, inzwischen fordern auch hierzulande viele verkleidete Kinder an den Türen „Süßes oder Saures“ und drohen mit Streichen.

O wie Obama: Auch der mächtigste Mann der Welt will keine faulen Eier am Weißen Haus kleben sehen. US-Präsident Barack Obama verteilte vergangenes Jahr zusammen mit Frau Michelle vor seinem Amtssitz Süßigkeiten an kleine Kobolde, Feen und Gespenster.

P wie Polizei: Wegen verklebter Türschlösser oder verwüsteter Vorgärten zieht auch die Polizei an Halloween manchmal von Tür zu Tür. Nicht selten eskalieren Kinderstreiche und enden in Sachbeschädigungen, Körperverletzungen und Brandstiftungen. Allein in Frankfurt am Main rückten die Ordnungshüter wegen Halloween-Späßen vergangenes Jahr rund 40 Mal aus.

Q wie Quatsch: Ist an Halloween mehr oder minder erlaubt. Über Senf auf der Türklinke oder einen Totenkopf aus Kreide an der Hauswand dürften sich nur wenige aufregen. Bei zerkratzten Autos, beschädigten Hauswänden oder zerschlagenen Fensterscheiben hört der Spaß aber auf.

R wie Rausch: Während der Nachwuchs Wohngebiete abklappert, ziehen die älteren Semester von Club zu Club. Kneipen und Diskotheken freuen sich auf den Umsatz mit Gruselpartys.

S wie Springfield:Die US-Zeichentrickfamilie Simpsons zelebriert Halloween seit mehr als 20 Jahren mit gruseligen Horror-Episoden. Das Städtchen Springfield wird dann von Außerirdischen oder französischen Neutronenbomben attackiert, Familienvater Homer mutiert zum King Kong oder Sohn Bart zur Stubenfliege.

T wie Turtles: Die grünen Action-Schildkröten gehören laut dem US-Einzelhandelsverband NRF dieses Jahr zu den beliebtesten Kostümen für Kinder in den Vereinigten Staaten. Erwachsene werden sich demnach traditionell als Hexen, Tiere oder Batman-Charaktere verkleiden.

U wie unheimlicher Urlaub: Die britische Webseite „ hauntedrooms.co.uk“ listet nicht nur die Schlösser auf, in denen angeblich Geister gesehen worden sind, sondern bietet auch einen Überblick über Spukschlösser mit Übernachtungsmöglichkeit.

V wie Verkleidung: Rund 30 Millionen Euro werden laut Fachgruppe Karneval im Verband der Spielwaren-Industrie allein für Grusel-Kleidung und Monster-Masken in Deutschland ausgegeben.

W wie Wirtschaftsfaktor: Halloween ist in Sachen Kommerz neben Weihnachten einer der wichtigsten Bräuche in den USA. Die Amerikaner werden für Kostüme, Deko, Süßigkeiten laut Einzelhandelsverband NRF dieses Jahr insgesamt 7,4 Milliarden US-Dollar ausgeben.

X wie XXL: Immer wieder ziehen Kürbiszüchter monströse Exemplare heran. Erst kürzlich hat ein Schweizer Züchter in Ludwigsburg mit einem 1054 Kilogramm schweren Koloss bei der Europameisterschaft im Kürbiswiegen den Weltrekord geknackt. Der Kürbis mit einem Umfang von 5,72 Metern musste laut Veranstalter mit einem Spezialgerät auf die Waage gewuchtet werden.

Y wie Yale:Gehobenes Gruseln - Ein Orchester der US-Elite-Universität Yale verkleidet sich traditionell am 31. Oktober und spielt um Punkt Mitternacht zur beliebten Halloween-Show eine Mischung aus Popmusik, Filmsoundtracks und klassischen Stücken.

Z wie Zapfenstreich:Ausgerechnet nach der Geisterstunde müssen bayerische Gruselgestalten an Halloween die Füße still halten. Ein Tanzverbot ab 2 Uhr morgens bereitet dem Spuk ein Ende und soll die Ruhe am sogenannten stillen Feiertag Allerheiligen sicherstellen. Bis 2012 galt das Tanzverbot sogar schon ab Mitternacht.