Wandteppiche und Bücher - Gerhard Richters Auflagenkunst

Düsseldorf (dpa) - Die Originale von Gerhard Richter (82) werden auf dem internationalen Kunstmarkt für viele Millionen Euro gehandelt. Erst am Mittwochabend wurde sein Ölgemälde „Wand“ in London für umgerechnet 21,4 Millionen Euro in London versteigert.

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Der teuerste deutsche Künstler fertigt aber auch Kunstwerke in Auflagen an. In einer nur dreiwöchigen Ausstellung „Gerhard Richter - Kunst im Plural“ präsentiert die Kunstsammlung NRW von Samstag bis zum 9. März Druckgrafiken, Foto- und Gemäldeeditionen sowie Künstlerbücher und Plakate Richters.

Dazu gehören auch abstrakte, farbenfrohe Wandteppiche, die ein wahrer Hingucker der Ausstellung sind. Vier großformatige, gewebte Tapisserien stellte Richter 2009 her und ließ die Teppich-Quartette achtfach vervielfältigen. Auch wenn es nun insgesamt 32 Wandteppiche gibt, bedeutet das nicht, dass jedermann sie kaufen könnte. Der Preis für ein Tapisserie-Quartett geht in die Millionen.

Seit Mitte der 1960er Jahre schuf Richter nach Angaben der Kunstsammlung mehr als 160 Editionen, also Kunstwerke in mehrfacher Auflage. Richter mag heutzutage teuer gehandelt werden, er vertritt dennoch das in den 60er Jahren entstandene Ideal der Demokratisierung von Kunst. Er sehe in seinen Auflageobjekten eine „großartige Möglichkeit, meine Arbeiten einer größeren Öffentlichkeit zu vermitteln“, sagte Richter einmal. Er nutzt auch industrielle Druckverfahren, die für ihn zugleich ein experimentelles Spielfeld sind. Für drei mit „Strip“ betitelte Editionen von 2013 ließ Richter sein Ölgemälde „Abstraktes Bild“ (1990) vom Computer digitalisieren und in mehr als 4000 horizontale Farbstreifen zerlegen.

Das Besondere an Richters Reproduktionen aber ist, dass manche Auflageobjekte wiederum Unikate ist. Das lässt sich an der Gemäldeedition „Quattro Colori“ beobachten. Jedes Farbquadrat besteht aus einer anderen Farbkombination. Zu sehen sind im K20 auch Editionen der Papierarbeiten Richters. Dazu gehört die aus 31 aquarell-ähnlichen Zeichnungen bestehende Serie „Elbe“, die im Original 1957 entstand, sowie die Serie „November“ aus 54 Blättern.

Offsetdruck, Siebdruck, Tintenstrahldruck setzt Richter den traditionellen Techniken wie Holzschnitt oder Radierung entgegen. Er habe „diesen Kult um kostbare Drucke und um Handgemachtes“ nicht gemocht, sagte Richter einmal in einem Interview. Es gehe vielmehr darum, „dass das Motiv selber interessant sein sollte und dass man es deshalb vervielfältigt“.

Anlass der Ausstellung im K20 ist das Erscheinen des neuen Werkverzeichnisses der Richter-Editionen. Die gezeigten Objekte stammen aus der Sammlung von Thomas Olbricht, der die wohl weltweit umfangreichste Sammlung von Richters Auflagewerken besitze, sagte Kunstsammlungschefin Marion Ackermann am Donnerstag.