Warpaint: Smarter Postpunk mit Sirenenklängen

Berlin (dpa) - Vor vier Jahren, das heißt, vor einer Ewigkeit im Maßstab der Popmusik-Zyklen, legte die All-Girls-Band Warpaint ihr schönes Debütalbum „The Fool“ vor, das mit hypnotischem Postpunk und sirenenhaften Gesang Begeisterung auslöste.

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Nach diesem verdienten Erfolg haben sich die vier gut vernetzten Damen aus Los Angeles viel Zeit gelassen, auch zum Touren, wobei sie sich längst zu einer sehr gefragten Live-Band entwickelt haben. Angefangen hatten sie als Support für Bands wie Yearsayer, Band Of Horses oder Vampire Weekend.

Jetzt legen Emily Kokal, Theresa Wayman, Stella Mozgawa und Jenny Lee Lindberg ihr neues Album „Warpaint“ vor, und der Hype ist enorm. Die Feuilletons von „FAS“ bis „Tagesspiegel“ räumten ihre Titelseiten für verhalten-euphorische Lobeshymnen frei, Warpaint sind die Indie-Band der Stunde, sehr konsensfähig, was sicherlich auch daran liegt, dass die vier Frauen nicht nur singen können, sondern auch nicht schlecht aussehen und den gewissen strubbeligen Glamourfaktor gleich mitliefern.

Mit dem Modelabel Calvin Klein haben sie für ihren hitverdächtigen Vorab-Track „Love Is To Die“ zusammengearbeitet, und der Videokünstler Chris Cunnigham lieferte beim aktuellen Album das optische Outfit mit Fotos und Video. Alles sehr gediegen, smart und cool. Und Erfolgsproduzent Flood (P J Harvey, New Order) sorgte für den Feinschliff.

Muikalisch sind sich Warpaint erstaunlich treu geblieben, ihre Songs strahlen immer noch eine gepflegte Shoegazer-Melancholie aus, die eine andere Hype-Band wie The XX noch puristischer kultiviert hat. Warpaint, das sind Bass, Schlagzeug, Gitarre, ein bisschen Keyboards, und gleich drei Gesangsstímmen. Ihre nicht selten fünfminütigen Songs haben zuweilen tranceartige Qualitäten, eröffnen einen weiten Echoraum, ätherisch flirrend und dennoch treibend und kraftvoll. Und zuviel Kopfhängerei mögen sie dann auch nicht, und legen mit „Disco/Very“ etwas an Tempo zu. Ganz bei sich ist die Band aber, wenn sie scheinbar endlos vor sich hinträumen darf. Da träumt man gerne mit. So schön klang Melancholie lange nicht.

Tourdaten: 23.02. Köln, Gloria; 25.02. München, Strom; 26.02. Hamburg, Grünspan