Was Deutschland für den Queen-Besuch vorbereitet

Berlin (dpa) - Welchen Hut wird sie tragen? Und was wird sie mit der Kanzlerin besprechen? Gerade war Queen Elizabeth II. noch beim Pferderennen in Ascot, am Dienstag reist sie nach Deutschland.

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Wenn am Abend ein Bentley durch Berlin fährt, vorneweg eine Eskorte mit Polizisten auf Motorrädern, den sogenannten weißen Mäusen: Das ist die britische Königin auf Staatsbesuch. Ein historischer Moment. Es ist 50 Jahre her, dass sie zum ersten Mal die damals noch junge Bundesrepublik besucht hat.

Elizabeth II. (89) und ihr Mann Prinz Philip (94) bleiben beim fünften Staatsbesuch bis Freitag in Deutschland. Das bedeutet: viel Arbeit für das Protokoll hinter den Kulissen. Dass Selfies mit der Königin tabu sind, hat sich herumgesprochen. Aber für Fans wird es einige Gelegenheiten geben, den Windsors beim huldvollen Winken zuzuschauen.

Der Tross der Queen ist nach Angaben der britischen Botschaft kleiner als bei US-Präsident Barack Obama. Sie kommt mit einem gecharterten Flugzeug. Ihre Entourage besteht aus nur 15 Leuten, die Regenschirme mitbringen sollten: Das Wetter wird ungemütlich. Die Berliner Polizei ist gerüstet, wobei die Sicherheitsstufe nicht so hoch sein dürfte wie beim Papst oder Obama. Offiziell gibt es dazu keine Details von den Behörden.

Die Queen wohnt wie 2004 wieder im Hotel Adlon, direkt am Brandenburger Tor. Florist Mario Weidner plant den Blumenschmuck. Den bevorzuge die Queen „sehr dezent“, verriet er. „Es darf kein Duft sein.“ Besonders gern habe die Monarchin Pastelltöne und Gelbtöne.

Am Mittwoch hat die Queen ein volles Programm: Nach dem Empfang bei Bundespräsident Joachim Gauck fährt sie im Regierungsviertel mit dem Boot über die Spree - Gelegenheit zum Winken. Dann trifft die Königin Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und legt anschließend an der Neuen Wache einen Kranz für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft nieder.

Merkel würdigte vorab die engen Beziehungen zwischen Berlin und London. Zwischen beiden Ländern gebe es „sehr viele Gemeinsamkeiten in der Politik“, sagte sie in ihrer wöchentlichen Videobotschaft. Mit Blick auf das angestrebte Referendum in Großbritannien über die EU-Mitgliedschaft sagte Merkel: „Ich wünsche mir, dass Großbritannien in der Europäischen Union bleibt.“ Vielleicht geht es bei dem Vier-Augen-Gespräch ja auch um den Euro.

Später besucht die Königin eine Vorlesung an der Technischen Universität, die „Queen's Lecture“ mit dem Museumschef Neil MacGregor, der das British Museum in London leitet und bald für das Berliner Kulturzentrum Humboldtforum arbeiten wird. Was abends beim Staatsbankett in Schloss Bellevue serviert wird, blieb vorerst geheim.

Am Donnerstag geht es nach Frankfurt am Main - eine Premiere für die Königin. Das Protokoll der Stadt bereitet sich schon seit Monaten auf die rund drei Stunden vor, die die Queen zwischen Paulskirche und Rathaus Römer verbringen wird. Der Transport der Goldenen Bulle, die in einem Panzerschrank im Institut für Stadtgeschichte liegt, muss genau geplant werden. Die Queen will sich das Welterbe-Dokument bei ihrem Besuch in der ehemaligen Krönungsstadt in der Paulskirche ansehen.

Zu den wichtigsten Fragen gehört das Dreigänge-Menü im historischen Kaisersaal und die Liste der rund 120 Gäste. Darunter sind Familienmitglieder des Königshauses wie Heinrich Donatus von Hessen, ein Urenkel von Königin Victoria, der zugleich über das Haus Battenberg mit Prinz Philip verwandt ist. Regionale Küche habe sich die Queen gewünscht, heißt es bei der Stadt. Dabei ist in Frankfurt Grüne Soße Pflicht.

Am Donnerstagabend ist die Queen wieder in Berlin, wo abends die britische Botschaft zur Gartenparty einlädt. Ihr 89. Geburtstag wird dabei nachgefeiert. Serviert wird Typisches wie Sandwiches, Fish & Chips und Erdbeeren mit Sahne. Insidertipp: Frauen sollten nicht zu spitze Absätze tragen. Im Garten der Residenz kann man bei Regen sonst im Rasen versinken.

Am Freitag wird Elizabeth II. zusammen mit Berlins Regierendem Bürgermeister Michael Müller (SPD) einen kleinen Rundgang am Brandenburger Tor absolvieren - noch eine Gelegenheit zum Winken. Bei ihren früheren Deutschland-Besuchen wurde die Königin mit Geschenken überhäuft. Diesmal gibt es vom Land Berlin keine, das haben beide Seiten laut Senat so vereinbart.

Zum Ende wird der Staatsbesuch noch einmal historisch. 70 Jahre nach Kriegsende und auf ihren persönlichen Wunsch besucht die Queen mit der Gedenkstätte Bergen-Belsen zum ersten Mal ein ehemaliges Konzentrationslager. Das Lager in der Lüneburger Heide wurde im April 1945 von britischen Soldaten befreit.

Elizabeth II. wird bei ihrem etwa 20-minütigen Aufenthalt einen Kranz niederlegen und mit Veteranen und ehemaligen Häftlingen sprechen. Der Besuch findet bei Holocaust-Überlebenden und ihren Nachkommen weltweit Beachtung. „Sie verstehen das Interesse der Queen als Würdigung derjenigen, die nicht überlebt haben“, sagt Gedenkstätten-Leiter Jens-Christian Wagner.

Danach haben einige hundert Fans die Möglichkeit, der Königin und ihrem Mann zum Abschied aus Deutschland zu winken. Dazu konnten sich Interessierte im Internet anmelden. Die 600 Plätze für die Queen-Verabschiedung am Militärflugplatz Celle waren nach Angaben der niedersächsischen Staatskanzlei innerhalb von 15 Minuten vergeben.