First Lady Was ist da los? Melania Trump allein in Florida
Washington (dpa) - Leicht kann das gerade alles nicht sein für Melania Trump. Mit frischem Schwung und drei neuen Mitarbeitern war sie ins junge Jahr gestartet, da wurde sie binnen weniger Tage mit einer Art Doppelschlag konfrontiert.
Da war eine angebliche Affäre Donald Trumps mit einer Porno-Darstellerin aus dem Jahr 2006, und zum anderen kam das angeblich aktuelle Fremdgehen des Gatten mit einer Mitarbeiterin im Weißen Haus wieder hoch. Melania Trump war an der Seite des US-Präsidenten in Davos erwartet worden. Sie sagte ab - und begab sich zuhause auf selbstbewusste Solopfade.
Ohne öffentliche Ankündigung besuchte Melania Trump am Donnerstag das Holocaust Museum in Washington. Anschließend twitterte sie, das tut sie nicht oft, und berichtete von ihrem Besuch. Die Bilder zeigen sie beim Anzünden einer Kerze und an der Seite einer Begleiterin in dem tief erschütternden Raum mit Bildnissen ermordeter Juden stehen.
Am Nachmittag (Ortszeit) war es US-Medien dann eine Eilmeldung wert, dass die First Lady nach Florida geflogen war. Alleine. CNN wurde die Landung in West Palm Beach bestätigt. Statt den Weltpolitiker daheim im Weißen Haus zu erwarten, raunten die Sender, mache sie sich solo auf den Weg in den Sonnenstaat, in dem auch Trumps Wochenenddomizil Mar-a-Lago liegt. Was denn da los sei?
Das Promi-Magazin „Intouch“ hatte vor einigen Tagen in voller Länge das Interview mit Stephanie Clifford veröffentlicht, in dem die als „Stormy Daniels“ agierende Pornodarstellerin anschaulich von einer angeblichen Affäre mit Donald Trump berichtet. Das soll 2006 gewesen sein. Ein Jahr zuvor hatten die Trumps geheiratet. Das „Wall Street Journal“, kein Boulevardblatt, schrieb von 130 000 US-Dollar Schweigegeld. Die habe Trumps persönlicher Anwalt Michael Cohen im Oktober 2016 an die Aktrice bezahlt, damit diese nicht über eine Affäre mit Trump spreche. Da rollte dessen Wahlkampf gerade voll an.
Affäre oder nicht, das war dann tatsächlich auch beim Besuch des Vizepräsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika in Israel ein Thema. Mike Pence, tief überzeugter Christ, dürfte bisher über dergleichen auch eher selten gesprochen haben, jedenfalls tat er in Jerusalem alles als Erfindung ab. Daheim in Washington wurden derweil führende evangelikale Prediger ins Feld geführt: Was auch immer gewesen sei, Donald Trump sei ein gewandelter Mensch. Das sah dann schon nach Krisenkommunikation aus.
Zu dem, was sich mit „Stormy Daniels“ in Trumps Hotel am idyllischen Lake Tahoe zugetragen haben soll, gesellte sich dann das Gerücht, Trump habe etwas mit seiner Kommunikationschefin, Hope Hicks. Das ist kein neues Gerücht. Michael Wolff hatte das unbelegte Geraune in sein sämiges Buch „Fire and Fury“ gewebt und fand womöglich, es habe zu wenig Aufmerksamkeit erhalten. Also wiederholte er es solange in TV-Interviews, bis Medien darauf ansprangen.
Es war interessant, wie rasch über Hicks der Stab gebrochen wurde, obwohl niemand mit ihr selbst gesprochen hatte. Sie gibt keine Interviews. Dafür wurde ihr Aussehen in leuchtenden Farben geschildert - „glänzend“, „hinreißend“, „unglaubliche Haare“. Ihre Tätigkeit als Kommunikationschefin, über die man nicht viel weiß, spielte kaum eine Rolle.
Und Melania Trump? Man kann nur vermuten, dass allein die wuchtigen Wellen der Berichterstattung ihre Spuren hinterlassen. Es hieß schon vor den jüngsten Gerüchten, das Ehepaar Trump schlafe in getrennten Schlafzimmern. Vom 13. Hochzeitstag des Paares am Montag war öffentlich keine Rede. In einem ihrer seltenen Tweets, hier zum Jahrestag der Amtseinführung des Präsidenten am 20. Januar, erwähnte Melania Trump den Gatten nicht nur mit keinem Wort - das mitverbreitete Foto zeigte sie am Arm eines uniformierten Soldaten. Keine Spur von Donald. Ein ziemlich lautes Statement.
Davos hatte Melania Trump unter Verweis auf Terminkonflikte gecancelt. Sehr voll kann ihr Kalender indes nicht sein, denn im Vergleich zu Vorgängerin Michelle Obama hält sie sich mit öffentlichen Auftritten zurück. Ihr Profil bleibt weiter verhalten und mitunter rätselhaft still. Seit dem 12. Januar ist von ihr kein öffentliches Statement hinterlegt. Das war der Tag der Geschichte mit dem angeblichen Schweigegeld.
In der Nacht zum Freitag sprang die „New York Post“ der First Lady bei. Ja, sie lebe ihre Rolle sehr ungewöhnlich. Aber Melania Trump habe allen klar gemacht, dass sie niemandem etwas schuldig sei. „Eine Frau sollte ihr eigenes Leben nicht aufgeben müssen, um den Ambitionen ihres Gatten zu dienen“, befand das Blatt. Mit ihrem Verhalten mache Melania Trump ihre Haltung doch mehr als deutlich, und andere Frauen sollten stolz darauf sein.