Vor allem im Norden und Osten Wegen der Trockenheit drohen Ernte-Einbußen
Offenbach (dpa) - Keine Regenwolke am Himmel, so weit das Auge reicht. Das wäre eine gute Nachricht für Fan-Zonen und Public-Viewing-Plätze, müssten die deutschen WM-Fans nicht gerade Trauerarbeit leisten.
Für die Bauern vor allem im Norden und im Osten Deutschlands ist die schon seit Wochen andauernde Trockenheit alles andere als gut. Vor allem beim Getreide drohen Ernteausfälle. „Man kann vielleicht mit ähnlichen Einbußen wie im Jahr 2003 rechnen“, sagte Harald Maier, Agrarmeteorologe des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Das wäre dann etwa ein Viertel weniger Ertrag. Bei anderen Nutzpflanzen sei die Entwicklung noch nicht so absehbar.
In der vorläufigen Bilanz für den Juni hatte der DWD bereits von „katastrophalen Ausmaßen“ in einigen Regionen gesprochen. Wegen der überdurchschnittlich warmen Witterung war das Getreide auf den Feldern sehr schnell gewachsen - und hohe Getreidehalme bedeuten nicht große Körner.
Für Zuckerrüben sieht es derzeit noch besser aus. „Aber auch die können sehr stark leiden, wenn es weiterhin trocken bleibt“, erklärte Maier. „Noch ist aber nichts verloren - die haben ja noch einige Wochen zum Wachstum.“
Problematisch ist die anhaltende Trockenheit auch für Wälder. In Teilen Niedersachsens und Brandenburgs gilt schon seit Wochen die höchste Waldbrand-Gefahrenstufe, nun soll auch für Unterfranken gewarnt werden. „Das große Problem in diesem Jahr ist der Borkenkäfer“, sagte Maier. „Er fliegt vor allem Bäume an, die stark unter Dürre leiden.“ Das gelte vor allem für Fichten: „Das ist die erste Baumart, die unter Wärme leidet.“
Auch auf Feldern müsse mit einer stärkeren Ausbreitung mancher Schädlinge wie etwa der Schwarzen Bohnenlaus gerechnet werden, warnte Maier. Auch der Kartoffelkäfer breite sich gerade aus. Eine gute Nachricht gibt es ebenfalls: „Durch die Trockenheit konnten sich Pilzkrankheiten weniger gut ausbreiten.“ Pilze bevorzugen feuchte Bedingungen.
Die wird es in der kommenden Woche deutschlandweit nicht geben. „Es bleibt knochentrocken“, versicherte Andreas Friedrich, Pressesprecher des DWD. Selten seien die verschiedenen Rechenmodelle, aus denen die Meteorologen ihre Prognosen erstellen, so eindeutig gewesen. Diesmal dürfte das auch für die Südhälfte Deutschlands gelten, wo es im Mai und Juni schwülheiß mit zahlreichen Gewittern und Starkregen war. Nicht so in der kommenden Woche. „Wenn überhaupt, gibt es vielleicht ein paar Regentropfen im Schwarzwald“, so Friedrich.
Stattdessen: extrem niedrige Luftfeuchtigkeit von zum Teil nur 20 bis 30 Prozent. Für den menschlichen Organismus ist trockene Wärme leichter zu vertragen als Tropenschwüle. „Nachts dürfte es zudem deutlich abkühlen - das ist auch die Chance, die Wohnungen abends oder nachts durchzulüften“, erklärte Friedrich.
All denen, die die sonnigen, warmen Tagen im Urlaub genießen können oder Ferien haben, empfahl der Meteorologe, die Sonnenbrandgefahr nicht außer Acht zu lassen. „Vor allem bei Wind ist die gefühlte Temperatur nicht so heiß. Aber die Sonne steht jetzt am höchsten und die Tage sind lang - da sollte man nur in Maßen genießen.“