Hängepartie Weiter kein Urteil im Prozess gegen Bill Cosby
Norristown (dpa) - Der bisher einzige Strafprozess gegen den US-Entertainer Bill Cosby wegen sexueller Nötigung entwickelt sich zu einer Hängepartie.
Die zwölf Geschworenen kamen auch am zweiten Tag ihrer Beratungen zu keinem Ergebnis in der Frage, ob der 79-Jährige sich bei seinem sexuellen Kontakt mit Klägerin Andrea Constand im Jahr 2004 strafbar gemacht haben könnte. Am Dienstag berieten die fünf Frauen und sieben Männer in Norristown im US-Staat Pennsylvania etwa zwölf Stunden, bevor sie ergebnislos auseinander gingen. Am Montag hatten sie bereits vier Stunden beraten. Am Mittwoch sollen sie erneut zusammentreten.
Bei einem Schuldspruch drohen Cosby mehrere Jahre Haft. Er ist wegen dreifacher sexueller Nötigung angeklagt, jeder dieser Anklagepunkte kann mit einer Höchststrafe von zehn Jahren belegt werden. Richter Steven O'Neill könnte Cosby diese Haftstrafen aber gleichzeitig absitzen lassen und so auch insgesamt zehn Jahre Haft verhängen. Auch das hohe Alter Cosbys und die Tatsache, dass der Fall mehr als zehn Jahre zurückliegt, könnten eine Rolle spielen.
Cosby, der anders als am Vortag ohne seine Frau Camille erschienen war, wirkte den Tag über entspannt und gut gelaunt. Auch Constand war am Dienstag anwesend. Sie saß im Saal unweit der Juroren. Vor dem Gerichtsgebäude der Kleinstadt versammelten sich den Tag über auch einige Frauen, die Constand mit Plakaten ihre Unterstützung ausdrücken wollten.
Die Geschworenen wirkten am Ende des zweiten Tags ihrer Beratungen erschöpft. „Es ist eine anstrengende Arbeit und der Tag muss zu einem Ende kommen“, sagte O'Neill, als er die Juroren gegen 21.30 Uhr (Ortszeit) in die Nacht verabschiedete. Ihr langer Einsatz zeige aber, wie gewissenhaft sie ihrer Bürgerpflicht wahrnehmen würden. „Sie machen einen unglaublichen Job“, sagte O'Neill. Am Montag und Dienstag hatten die Juroren viermal Nachfragen an das Gericht gestellt, etwa um Teile einer Zeugenaussage noch einmal zu hören.
Cosbys Sprecher Andrew Wyatt beklagte am Dienstag, dass dem Entertainer ein fairer Prozess verwehrt worden sei, weil die Aussage einer wichtigen Zeugin nicht zugelassen wurde. Bei dieser handle es sich um Marguerite Jackson, eine Studienberaterin an der Temple University, an der Cosby die Klägerin Constand kennengelernt hatte. Dieser habe Constand erzählt, dass sie den Schauspieler um sein Geld bringen wolle, sagte Wyatt. Constands Plan sei Jackson zufolge gewesen, „Geld zu bekommen, eine Hochschule zu besuchen und ein Unternehmen zu gründen“, sagte Wyatt.