Unterkünfte Wenn Flüchtlinge neben dem Minister wohnen

Viele der Zeltstädte für Asylbewerber sind nicht winterfest. Nun suchen Städte und die Bezirksregierung händeringend nach Unterkünften.

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Düsseldorf/Wuppertal. Es ist grau, kühl und nieselt. Draußen ist das Wetter so ungemütlich, dass sich die kleine Gruppe, die sich am Mittwoch vor einem großen Zelt im Düsseldorfer Stadtteil Holthausen getroffen hat, rasch ins Innere eilt. Doch drinnen ist es nicht viel gemütlicher: Lange Tischreihen mit vielen leeren Stühlen stehen darin, sonst nichts — es ist der Aufenthaltsbereich einer Flüchtlingsunterkunft.

Am Mittwoch waren FDP-Chef Christian Lindner und seine Vize Marie-Agnes Strack-Zimmermann vor Ort um sich anzusehen, wie die Asylbewerber untergebracht sind. Sie sprechen mit Flüchtlingen, schauen sich die Quartiere an. Schnell ist klar: Dort können die Menschen nicht mehr lange bleiben. „Diese Zeltanlage war als Notlösung für 300 Menschen geplant, um den Sommer zu überbrücken“, erklärt die städtische Flüchtlingsbeauftragte Miriam Koch. Jetzt muss eine andere Lösung her.

Nicht nur in Düsseldorf, auch in Duisburg und Köln stehen noch Zeltstädte, die zum Teil nicht winterfest sind. Zelte seien immer nur eine Notlösung, sagt eine Sprecherin der Bezirksregierung Düsseldorf. „Wir sind immer bestrebt, feste Unterkünfte für die Flüchtlinge zu organisieren.“

Die Unterbringung ist nicht immer einfach. Denn die Beschaffung von Unterkünften hängt auch an den Gegebenheiten vor Ort. Wuppertal beispielsweise hat viel Leerstand und günstige Mieten. Dort könnten Asylbewerber, die eine Erstaufnahmestelle durchlaufen haben, fast ausnahmslos in eigenen Wohnungen untergebracht werden, sagt Wuppertals Sozialdezernent Stefan Kühn.

Das hänge mit dem Immobilienmarkt zusammen. Andere Städte wie Düsseldorf oder Köln könnten das nicht. Essen oder Duisburg, die einen ähnlichen Wohnungsmarkt hätten, hätten sich trotzdem für Zeltanlagen entschieden. „Zelte wird es in Wuppertal nicht geben“, habe man vor langer Zeit entschieden — dabei sei man geblieben.

Zurzeit sind in Wuppertal knapp 700 Flüchtlinge in Sporthallen und einer Schule untergebracht, die als Notunterkünfte des Landes dienen. Nach den Herbstferien, so hofft Kühn, sollen diese in einer ehemaligen Industriehalle und einer früheren Schule untergebracht werden.

Die Stadt gestaltet sie gerade um. Zusätzlich baut das Land das „Art-Hotel“ zu einer Notunterkunft um. Das sei eine strukturelle Maßnahme des Landes, um dem Mangel an Plätzen Herr zu werden, sagt Kühn.

Miriam Koch, Flüchtlingsbeauftragte Düsseldorf

Am Rhein ist die Lage weniger einfach als an der Wupper. „Die Situation in Düseldorf ist eine grundsätzlich andere als in Wuppertal“, sagt Miriam Koch. In Düsseldorf gebe es viel weniger Wohnungsleerstand. Aktuell seien vier Zeltanlagen mit insgesamt 1040 Menschen darin nicht winterfest. Diese würden zwischen Oktober und Dezember durch neun Unterkünfte in Modularbauweise ausgetauscht, in denen knapp 1800 Menschen Platz finden sollen. Die Container mit Fundamenten, festen Wänden, Heizungen und Badezimmern seien eine temporäre Lösung — bis zum Jahr 2019, aber mit Option auf Verlängerung.

Ab Montag werde auch ein Zeltlager am Flughafen in Weeze wiedererrichtet, sagte eine Sprecherin der Bezirksregierung Düsseldorf. Die Zeltstädte in dem gesamten Bezirk seien aber nicht alle winterfest. Teils seien das nur Katastrophenschutzzelte. „Wir gehen aber nicht davon aus, dass die Zelte über den Herbst und Winter stehen bleiben werden.“

Gleichzeitig hat die Bezirksregierung Düsseldorf am Mittwoch bekanntgegeben, dass die ehemalige Mannesmann-Zentrale am Rheinufer zur Flüchtlingsunterkunft wird. Mehrere hundert Flüchtlinge sollen dort so bald wie möglich untergebracht werden. 6500 Quadratmeter auf vier Etagen im Peter-Behrens-Bau werden künftig von Flüchtlingen bewohnt. In dem markanten Mannesmann-Hochhaus nebenan, in dem das NRW-Wirtschaftsministerium residiert, soll das Erdgeschoss zu einem Speisesaal ausgebaut werden.

In die Düsseldorfer Modul-Container ziehen die ersten 160 Flüchtlinge bereits im Oktober ein. Frieren werden sie nicht.