Pandemie WHO erteilt Notfallzulassung für chinesischen Corona-Impfstoff

Der erste chinesische Corona-Impfstoff bekommt eine Notfallzulassung der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Damit können UN-Organisationen das Mittel kaufen und verteilen.

Ein Fläschen mit dem Corona-Impfstoff Vero vom chinesischen Unternehmen Sinopharm.

Foto: dpa/Patricio Murphy

Als erste chinesische Firma erhält Sinopharm eine Notfallzulassung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für ihren Corona-Impfstoff. Die Entscheidung teilte die WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus am Freitag in Genf mit. Damit können UN-Organisationen das Mittel kaufen und verteilen. China hat dem internationalen UN-Impfprogramm Covax, auf das sich viele ärmere Länder verlassen, im Februar bereits zehn Millionen Dosen versprochen.

Der unabhängige Beraterstab SAGE habe den Impfstoff für Menschen über 18 Jahre freigegeben, sagte Tedros. Es seien zwei Dosen für den vollen Impfschutz nötig. Die Wirksamkeit gibt SAGE mit 79 Prozent an.

WHO-Notfallzulassung gibt es auch für Biontech, Astrazeneca und Co.

Eine WHO-Notfallzulassung (EUL - Emergency Use Listing) gibt es bereits für die Corona-Impfstoffe von Biontech/Pfizer, Astrazeneca, Janssen/Johnson & Johnson und Moderna. Ein zweiter chinesischer Impfstoff, von Sinovac, wird von der WHO noch geprüft, ähnlich wie andere Impfstoffe, darunter der russische Stoff Sputnik V und das Mittel des US-Konzerns Novavax.

Für die EU, die USA und andere Länder mit Regulierungsbehörden hat die Notfallzulassung der WHO keine Bedeutung. Sie prüfen Wirkstoffe selbst und entscheiden über eine Zulassung. Aber Länder, die keine Kapazitäten für eigene wissenschaftlichen Prüfungen haben, nutzen die WHO-Qualitätsprüfung als Grundlage für ihre eigene Zulassung.

Für die Notfallzulassung prüfen WHO-Experten Sicherheit und Wirksamkeit unter anderem mithilfe der eingereichten Phase II und Phase III-Studien. Sie inspizieren auch den Herstellungsprozess und die Risikovorkehrungen. Die Firmen verpflichten sich, weiterhin alle relevanten Daten an die WHO zu liefern.

China hat nach offiziellen Angaben bereits mehr als 200 Millionen Dosen Impfstoffe im eigenen Land verabreicht, darunter von Sinopharm, Sinovac und andere heimischen Herstellern. Mehr als 100 Millionen Dosen seien ins Ausland geliefert worden. Genannt werden rund 80 Länder und drei internationale Organisationen. Peking machte keine Angaben darüber, ob der Impfstoff gratis oder zu reduzierten Preisen abgegeben wurde.

Wie die meisten Hersteller nennt auch Sinopharm selbst keine Preise. Die werden je nach Mengenabnahme und Empfänger individuell ausgehandelt. Das Gesundheitsportal der renommierten Genfer Universität Graduate Institute nennt in einer Tabelle mit Schätzungen, die auf abgeschlossenen Verträgen basieren, zwischen 18,55 und fast 35,72 Dollar pro Dosis des Impfstoffs von Sinopharm. Damit wäre er teurer als der von Biontech/Pfizer, der in der Tabelle mit 6,75 und 23,50 Dollar (19,50 Euro) angegeben ist.

Wie bei den anderen Impfstoffen können auch bei einer Impfung mit dem Mittel von Sinopharm leichte Nebenwirkungen auftreten, etwa, dass Geimpfte sich schlapp fühlen. „Ich habe keinerlei Nebenwirkungen gespürt“, sagte ein 62-Jähriger Deutscher, der in Peking arbeitet und mit Sinopharm geimpft wurde. Er fühle sich sicherer, sollte es zu einer erneuten Häufung von Fällen in China kommen. „Vor allem hoffen wir, dass es für Geimpfte bald Reiseerleichterungen geben wird, so dass wir wieder nach Deutschland reisen können.“ Je nach Beruf ist die Ausreise und Rückkehr nach China zurzeit schwierig bis unmöglich. In jedem Fall müssen Rückkehrer zwei Wochen in ein Quarantänehotel.

(dpa)