Wie der Westen am 30-jährigen Krieg litt

Vor 400 Jahren begann der 30-jährige Krieg. Auch Westfalen und das Rheinland wurden davon schwer gezeichnet.

Foto: dpa

Köln. Mit dem Prager Fenstersturz begann 1618 der 30-jährige Krieg. Einige Gebiete des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation wurden dadurch regelrecht entvölkert, das schlimmste Massaker war 1631 die Vernichtung Magdeburgs, die etwa 20 000 Menschen das Leben gekostet haben soll. Daran gemessen kamen das Rheinland und Westfalen glimpflich davon.

Das hatte unter anderem damit zu tun, dass sich die verschiedenen Mini-Staaten auf dem Gebiet des späteren NRW recht erfolgreich aus dem Krieg heraushalten konnten. So weigerte sich Köln, der Katholischen Liga beizutreten, obwohl es im Inneren einen radikal antiprotestantischen Kurs verfolgte.

Die größte Schlacht, die während des 30-jährigen Krieges auf dem Gebiet des späteren NRW ausgetragen wurde, war die Schlacht auf der Kempener Heide am Niederrhein im Jahr 1642 in der Endphase des Konflikts. Dabei wurde die kaiserliche Armee des Generals Guillaume de Lamboy überraschend von französisch-hessischen Truppen angegriffen und vernichtend geschlagen.

Die Hessen wurden dadurch auf Jahre hinaus zur dominierenden Macht am Niederrhein, der damals eine „Wetterecke der europäischen Politik war“, wie es der Historiker Volker Press formuliert. Dies kam vor allem durch die Nähe zu den Niederlanden - damals eine der Großmächte, die im Hintergrund die Fäden zogen. Eine strategisch äußerst wichtige Festung am Niederrhein war das kleine Schenkenschanz bei Kleve. Der spanische Regierungschef, Graf Olivares, gab die Parole aus, es sei wichtiger, Schenkenschanz zu halten als Paris zu erobern.

Ein bedeutendes militärisches Ereignis war auch die Belagerung von Dorsten im Jahr 1641. Hessen-Kassel hatte Dorsten 1633 erobert und zur stärksten Festung der Region ausgebaut. 1641 begann die Armee des katholischen Kaisers in Wien eine Belagerung der Stadt. Mit 5789 Kanonenkugeln schossen die Kaiserlichen die Festungswerke sturmreif, so dass die protestantischen Hessen kapitulieren mussten. Ein zeitgenössischer Bericht beklagte danach den „jämmerlichen Ruin“ Dorstens.

Symptomatisch für den Konflikt ist die Tatsache, dass die Hessen in Kempen gewannen und in Dorsten verloren. Der 30-jährige Krieg war ein endloses Auf und Ab ohne richtigen Sieger, aber mit zahllosen Verlierern — den ganz normalen Menschen zwischen den Fronten.

Immer wieder litten Städte und Landstriche sowohl im Rheinland wie auch in Westfalen unter durchziehenden Truppen. Ob diese Freund oder Feind waren, war dabei völlig egal - immer bedienten sich die Soldaten auf Kosten der Zivilbevölkerung. So plünderte Christian von Braunschweig - der „tolle Christian“ — 1622 Marl. Auf dem Gebiet des heutigen Oberhausen konnte die Bevölkerung die Truppen des gefürchteten Generals von Pappenheim 1621 abwehren, indem sie einen Staudamm durchstach und dadurch das Umland unter Wasser setzte.

1632 sah es für kurze Zeit so aus, als würde der Schwedenkönig Gustav Adolf Köln angreifen, neben Augsburg und Nürnberg die größte deutsche Stadt. Der niederländische Dichter Joost van den Vondel, der als Kriegsflüchtling in Köln geboren worden war, hörte davon in Amsterdam und schrieb daraufhin ein Gedicht.

Darin drohte er dem mächtigen Heerführer mit „des Dichters scharfem Stil“: Sollte sich der König an seiner Heimatstadt vergehen, werde er diese barbarische Tat öffentlich anprangern. Köln hatte dann Glück - die Schweden zogen weiter.

1648 wurde der Krieg im Rathaus von Münster beendet. Zur Erinnerung daran wird seit 1998 in Münster alle zwei Jahre der Preis des Westfälischen Friedens vergeben.